Eierskandal?

Verfasst am: 19. August 2017 von Barbara Keine Kommentare

Eierskandal?

Während in Deutschland und in den Nachbarländern wegen der Fipronil-Verseuchung viele Millionen Eier vernichtet werden, genießen wir in Portugal umso mehr die selbstgelegten frischen Eier unserer Nachbarhühner, denn wir wissen: Diese Eier sind garantiert nicht mit dem Insektizid infiziert.

Da die geschenkten Frühstückseier aber nicht mehr ausreichten, wollten wir Nachschub auf dem Bauernmarkt holen. Dort sitzen nette ältere Frauen mit ihren heimischen Erzeugnissen, gesprächsbereit, und freuen sich über jeden Kunden. Wir waren am Markttag sehr früh da und stürzten gleich auf die Stände zu, wo zwischen prallen Kartoffelsäcken, riesigen Kürbissen, Eimern voller Astern, Krautbündeln und Hühnern, die am Zaun festgebunden sind, die herrlichsten bäuerlichen Erzeugnisse angeboten werden.
Doch keine der Frauen hatte heute Eier im Angebot. War der Skandal auch in unserem Paradies angekommen?
Wo aber sollte denn hier das Fipronil herkommen?
„Was sucht die Senhora?“, fragten die Marktfrauen.
„Haben Sie heute keine Eier im Angebot?“
Sie bedauerten höchst traurig: „Nein, die haben wir zuhause schon verkauft“
Ach ja, die vielen Feste und Hochzeiten zur Zeit ….
Ein altes Weiblein kam angelaufen und sagte: „Die Senhora sucht Eier? Gehen Sie mal dahinten hin, dort gibt es Eier. Die Freundin hat Eier.“
Sie begleitete mich diensteifrig bis zu dem Stand und vergewisserte sich, dass dort wirklich frische Hühnereier in einem Körbchen bereit lagen, und sagte glücklich zur Marktfrau: „Siehst du, ich habe der Senhora gesagt, du hast Eier, und ich habe sie hier zu dir hingeschickt. Und nun kann die Senhora sich doch Eier kaufen.“
Ich hielt meinen Eierkarton hin und bestellte ein Dutzend Eier: „Uma duzia.“

Es war ein hübscher Karton, in dem die Urlaubsgäste bunte hartgekochte Eier aus Deutschland als Reiseproviant mitgebracht hatten.
Wir kauften noch Tomaten, grüne Bohnen, frische Paprika und … alle Herrlichkeiten aus den Gärten Portugals. Wir plauderten über unsere Heimatdörfer, versicherten uns, dass Portugal das schönste friedliche Land der Welt sei, dass ich wunderbar Portugiesisch spreche, dass hier die Bauersfrauen nicht mit Chemikalien düngen und dass ich nächstes Mal gleich hier an diesem Stand bei Dona Maria nach Eiern fragen werde.

Dann kam die schwierige Aufgabe, eine Rechnung zu erstellen. Zuerst einmal im Kopf. Doch das gelang nicht so richtig. Dann wurde auf einem abgerissenen Fetzen Papier gerechnet, aber da versagte der Kugelschreiber. Dann noch einmal in Schönschrift auf einer Tüte. Pfennigbeträge…. .
Und während wir das Geld zusammenkratzten, meinte ich: „Ich bekomme noch zwei Eier dazu, ich wollte doch 12 Eier – ein Dutzend haben.“
Die Bäuerin war etwas verwirrt und überfordert, gab mir aber zwei Eier und sagte gequält: „Dann muss ich die Rechnung noch einmal neu schreiben.“ Sie schrieb 50 Cent dazu.
Ich sagte freundlich: „Nein, wieso? Ich habe doch ein Dutzend bestellt und bezahlt, aber nur 10 bekommen. Schauen Sie hier, der Karton, da sind nur 10 Eier drin.“
Die Frau war jetzt total konsterniert. Sie begann ein großes Lamento: „Ja, was ist denn das für ein Karton? Das ist ja kein portugiesischer Karton! Das ist ja ein deutscher Karton, da passen nur 10 Eier rein? Nein, so ein seltsamer Karton, das habe ich doch nicht gewusst. In unsere portugiesischen Kartons passen immer 12 Eier rein und ich habe gedacht, das ist ein portugiesischer Karton und das sind 12 Eier und da wollte ich ihnen die 2 Eier neu berechnen, aber so einen Karton habe ich noch nie gesehen mit 10 Eiern, der bringt ja alles durcheinander, entschuldigen Sie bitte, aber da musste ja ein Fehler passieren bei soviel Fremdeinwirkung. Unsere portugiesischen Maßeinheiten sind immer ein Dutzend. Immer uma duzia! Davon bin ich ganz automatisch ausgegangen. Nun muss ich die Rechnung noch einmal schreiben …“
O Tragödie!
O europäisches Drama!

Eine Antwort verfassen