Katzenjammer

Verfasst am: 23. Juni 2015 von Barbara 2 Kommentare

Katzenjammer

Seit 1 Monat schreit das Katzenjunge. Ich bin mit den Nerven total am Ende…

Nach unserer Rückreise waren alle Katzen fort. Weiß der Kuckuck, wo die waren. Vielleicht ausgewandert. Vielleicht getötet. Vielleicht überfahren. Sie waren ja alle sehr wild und scheu und freiheitsliebend und kamen nie ins Haus. Aber sie fehlten uns doch.

Und nach einer Woche tauchte dann unsere junge bunte Katze auf und präsentierte ihr Junges. Sehr klein und grau und kaum von einer Ratte oder Maus zu unterscheiden.

Was hab ich mich gefreut!

Aber im Hintergrund lauerten schon zwei Kater. Die kenne ich, sie haben alle unsere Kätzchen auf dem Gewissen, besonders die kleinen Katerchen. Kater fressen kleine junge männliche Katzen, um alle Konkurrenten auszuschalten. Nur die kleinen Mädchen verschonen sie. Sie brauchen sie ja später noch.

Deswegen konnte ich das auch gut verstehen, dass die Bunte ihr Junges irgendwo in Sicherheit brachte. Wir wussten nur nicht wo.
Manchmal hörten wir es fiepen. “Seid mal still, das Kleine ist hier irgendwo!”
“Ach was, das ist ein Vogel, ein Spatz.”
Immer müssen die andern widersprechen. Dabei höre ich mit Mutterinstinkt und Lehrerinnenohren.
Ich hörte auch, wenn die Grasmücke, die unter dem Torbogen ein Nest hat, furchtbar zeterte und schimpfte und Warntöne von sich gab. Das hieß dann immer: Achtung! Die Katzenmutter ist unterwegs.
Inzwischen hatte ich das Junge geortet und ließ immer alle Verbindungstüren einen Spalt weit offen. Mit dem Erfolg, dass die Vierbeiner ihre unerfreulichen Spuren hinterließen. Z.B. auf Jackys Teppich während des Sonntagmorgengottesdienstes.
Das Katzenkind fiepte und schrie.
Ich wollte gerne helfen und sagte der Mama, sie möge sich gefälligst um ihr Baby kümmern. “Hier geht’s lang! Komm her!”, sagte ich. Doch die Bunte blieb vor der Türe sitzen.
Da griff ich sie im Genick mit bewährtem Katzengriff und wollte sie zu ihrem Jungen tragen, doch die Löwenmutter wehrte sich mit Klauen und Zähnen, kratzte, fauchte und biss mich in die Hand. Autsch!
“Na, dann sieh doch zu, wie du das machen willst. Aber geh da jetzt mal hin! Dein Kind schreit. Das kann ja keiner mitanhören.”
Mein Katzenbiss tat weh, die Hand schwoll an, die Entzündung kroch den Arm hoch.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Klinik, wo die Wunde fachmännisch gesäubert und behandelt wurde. “Für 8 Tage Antibiotika und Schmerztabletten. Und morgen wiederkommen zur Erneuerung des Verbandes. Und die Tetanusimpfung wiederholen. Bitte.” Mit diesen Auflagen wurde ich nach Hause entlassen.

Zuhause schrie das Katzenjunge.
Und auf den Dächern saßen die zwei Kater: “… Die Krallen scharf, die Augen gluh.” ( Wilhelm Busch, Der humorvolle Vogel)

Nach 5 Tagen hatten wir es geschafft: Ich bekam endlich meine Tetanusspritze im Posto da saúde in Ponte de Vagos. Das war – wie jeder weiß – mal wieder eine sehr lange Geschichte, aber die erzähle ich jetzt nicht, denn das Katzenkind schreit noch immer, und ich muss mich verteidigen, weil ich so gerne helfen und eingreifen möchte.
“Lass das mal die Katzenmutter machen!”, sagt die Familie.
Aber die Bunte macht nix.
Und ihr Kind schreit.

2 Antworten

  1. Henrique Tutinegra schreibt:

    Die zeternde Grasmücke gefällt mir sehr!

  2. Christine schreibt:

    Einzige Lösung für die Zukunft: Katzenmutter und gleich das Junge auch sterilisieren lassen

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