Kostümprobleme

Verfasst am: 22. Juni 2015 von Barbara Keine Kommentare

Kostümprobleme
1.Teil

Am Donnerstag, dem 11.Juni, kam der junge Dirigent schwungvoll und etwas verspätet zur Chorprobe, die (eigentlich) um 21 Uhr abends im 5.Stock des Kulturzentrums beginnt, also unterm Dach und in dem Raum, in dem auch das große Jugendsinfonieorchester probt. Dieser Raum ist mit Eierkartons gedämmt und an einem so heißen Tag wie zur Zeit im Juni ein wahrer Brutkasten. Wenn der Fahrstuhl wie immer nicht funktioniert, keucht man entsetzlich. Wir saßen also atemlos im Backofen und lauschten den Worten des Meisters, der gerade von einer Reise nach Paris zurückkam. Also, voller Pariser Flair und neuem Feuer. Er habe eine CD aufgenommen und wir hätten doch jetzt das Chorfest mit den 5 Chören aus Aveiro vor uns und er wünsche sich so etwas modischeren Schick bei dem Auftritt seiner Chorsänger, etwa so, wie man es in Paris zur Zeit trägt.
Die Sängerinnen staunten und die Sänger machten große Augen.
Also, leicht und luftig und sommerlich und flatterig müsste es sein, so etwa wie hier bei der Gracieta in der ersten Reihe: Sie trug weiße Hosen und ein ärmelloses Oberteil mit einer kleinen Rüsche an der Hüfte und war barfuß in Sandalen. Das war also das neue TOP-Model? Gracieta errötete verschämt, und bei allen Frauen sah man, wie sie im Geiste ihre Kleiderschränke durchsuchten und – Oh, Entsetzen!! – nichts fanden.
“Ich habe nichts anzuziehen!” , sagte schon Eva im Paradies.
Sagten und dachten sie alle.
Ja, und die Senhores mögen bitte ein weißes offenes Hemd ohne Krawatte und eine blaue Jacke anziehen.
“Ich habe keine blaue Jacke!”, protestierten 4 Tenöre und 6 Bässe.
Der Chorleiter – rührend ahnungslos und unbeholfen – erklärte weiter, wie hell und sommerlich alles sein müsse, ja, auch weiße Hosen seien erlaubt, Hauptsache: hell, ja, und Volants und Rüschen und Bänder oder so.
Bei der nächsten Chorprobe solle schon mal jeder seine Garderobe anziehen und vorführen und begutachten lassen.
Und er bringe das nächste Mal seine Namorada mit, die ihm bei der weiteren Beurteilung beistehen werde.

Ich muss zugeben, dass ich ratlos war, denn diese “Fladdrougen”-Blusen sind so was von out. Sowas hat kein Mensch mehr. Ich schon gar nicht, weil ich die letzten Sommer krank im Bett verbracht habe. Und so was will der haben? Vielleicht findet man das noch bei der Kleidersammelstelle vom Roten Kreuz…

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