Die Ehrung der Professora Rosinda de Oliveira

Verfasst am: 27. Februar 2012 von Barbara Keine Kommentare

Die Ehrung der Professora Rosinda
Reconhecimento de Mérito Cultural a Rosinda de Oliveira

Meine Buchvorstellung am Samstag, 25.2.2012 im IEC in Mamarrosa stand schon ganz im Zeichen der Hommage an die beliebte Lehrerin Rosinda zu ihrem 80. Geburtstag. Sie selbst würdigte meine Arbeit und hatte mit ihrem Theater- und Literaturkreis das Lesen perfekt einstudiert, wohl auch vorher schon befürwortend bei der Direktion vorgesprochen. Umso schöner wurde der Abend dann und ich bin ihr einmal mehr dankbar dafür.
Die 57 Zuhörer waren sicher mehr ihretwegen als wegen meines Buches gekommen. Aus meinem lieben Dorf erschienen nur zwei Freunde, aber ganz besonders nette (der Kirchenvorstand Dorindo nach 10 Jahren vergeblicher Einladung und die hübsche, neu zugezogene Cristiana, die durchaus für Carregosa werben könnte nach dem Motto “Unser Dorf soll schöner werden”).

Die Gäste, die nun am Sonntagmittag zur Homenagem gekommen waren, überboten jedoch diese Zahl um ein Vielfaches – es waren sicher mehr als 250, die in dem großen Saal an schön gedeckten runden Einzeltischen Platz nahmen. Zu jedem Gedeck gehörten 3 Teller, 3 Gläser und viel Besteck für Fisch, Suppe, Braten, Torte, sowie eine Damastserviette. Solche Jubelfeiern sind großartiger als eine Bauernhochzeit – früher.

1. Die Eröffnung war für 12:30 geplant. Es begann aber erst 1 Stunde später, nachdem die Jubilarin und die Leitfiguren am Ehrentisch Platz genommen hatte.
2. Es folgte der “Momento do Protocolo”, für den der Rotary Club verantwortlich war.
3. Dann geschah etwas Seltsames: Die Lehrerin und drei Würdenträger gingen auf die Bühne und stellten sich zu den 4 Flaggen, die hier immer auf dem Podium stehen. Jeder hüllte sich in eine Bandeira ein und das Publikum klatschte begeistert. Keiner konnte mir erklären, was dieser Fahneneid sollte. Es sei hier so ein Brauch, sagte man. Ich dachte an Letizia, die mir mal erklärte, ihre portugiesische Flagge sei so schön, dass sie dafür sterben könne.
4. Dann wurde die Suppe serviert, es war 14 Uhr. Nach der Suppe Bacalhau, dann Braten. Das zog sich bis 16 Uhr hin. An unserem 10er-Tisch saßen Eltern und Großeltern mit ihrem kleinen Mädchen Erica. Hagens Tischnachbar war ein sehr unterhaltsamer Porzellankaufmann, der sich glühend für Hagens Homöopathie interessierte. Unsere privatärztlichen Empfehlungen und Gesundheitstipps waren sehr geschätzt und wurden von allen notiert.
5. Der “Momento Cultural” bestand in einem Gedichtvortrag der sechs Vortragskünstler mit Zitaten aus Rosindas Werk. Sie hatten auch meine Lesung gestaltet. Man überreichte ihnen zum Dank weiße Anthurien. Danach spielte Tomás Roça wunderschön Gitarre, das war nun für meine Ohren ein wirklicher Genuss. Das letzte Stück “Thema mit Variationen” war sogar meiner Nachbarin, einer älteren Lehrerin bekannt, die mir erklärte, es sei ein portugiesisches Lied, das “O meu chapeu tem tres bicos” heiße (Mein Hut, der hat drei Ecken oder Ein Hund kam in die Küche), au weia, au weia.
6. Nun wurde die große Hochzeitstorte angeschnitten und aufgeteilt, sie war 1mx80cm groß und mit vielen Rosen dekoriert (wegen “Rosinda”). Dazu knallten die Sektkorken aus vielen Sektflaschen.
7. Um 17 Uhr begann die Ehrung der Jubilarin durch ihre Freundin, die Dichterin Idalia Sá Chaves, die sie sehr verehrte und die mit schönen Worten und in einer schönen Sprache das Curriculum vortrug.
8. Anschließend kamen die offiziellen Würdenträger zu Wort und nach einer halben Stunde hieß es laut Programm
9. “Intervenções”: Einzelne Freunde und Berufene überreichten ein Geschenk und fanden Lobesworte und umarmten und küssten die verehrte Lehrerin. Ich habe mir aufgeschrieben, was da an Geschenken aus dem Papier gewickelt wurde: 2 Ehrenteller mit Gravur, 1 gläserner Bilderhalter, 1 Plakette, viele Blumengebinde, 1 Wimpel, 1 Buch,1 Gedicht von einer Dichterin und ein entzückendes Gedicht von einem kleinen Mädchen, 1 Korb mit Anthurien.
10. Zum Schluss sprach die Geehrte selbst noch und drückte ihren Dank aus.

Da war es 18:30 und wir waren alle ziemlich erschöpft, hatten eiskalte Füße und erstarrte Finger und beschlossen, nie berühmt zu werden, damit wir solche Hommages nicht noch einmal und gar am eigenen Leibe erdulden müssen.

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