Versprecher

Verfasst am: 22. Februar 2012 von Barbara Keine Kommentare

Versprecher

Ich liebe Versprecher, nein, nicht die Leute, die einem alles versprechen und dann nichts halten, ja, sich nicht einmal entschuldigen für ihr Verhalten: “Schön dass Sie nach 3 Tagen doch noch kommen, wir hatten ja am Sonntag schon auf Sie gewartet, wie Sie es versprochen haben.” “Ja”, strahlt der fröhliche Portugiese, “am Sonntag habe ich ganz lange geschlafen, bin erst um 1 Uhr aufgewacht.” Keine Entschuldigung. Wir konnten nichts anderes tun als uns mit ihm zu freuen.

Aber das meine ich nicht. Eher die Sammlung der Sprachwissenschaftlerin Prof. Helen Leuninger in Frankfurt, die solche Verdrehungen und Verschmelzungen in ihrem Buch “Reden ist Schweigen, Silber ist Gold” aufgespießt hat: von der “H-mess-Molle von Johann Sebaldrian Bach” über den “genischen Sexitiv” bis zum “Schlurzkuss” und der “Kuhmilchrechnung”. Es liegt ja sehr viel Poesie in solchen Versprechern. Nachzulesen oder zu hören in der “Deutschen Welle”: Die Poesie der Versprecher.

Mir gefiel es neulich sehr gut, als eine Bekannte mich bat, “Frau Campenhausen” zu grüßen. Sie meinte – ich habe aber eine Weile überlegt, ob der Theologe von Campenhausen vielleicht gemeint ist??? – sie meinte meine tolle Übersetzerin Helga Giebelhausen de Campos. Ist doch ein schöner Namensmix, finde ich.

Und jetzt schrieb mir ein deutscher Herr, den wir zur Buchlesung und Ausstellung am 25. Februar 2012 um 16 Uhr ins Café Cultural nach Mamarrosa eingeladen hatten:

…leider gelang es wetterbedingt und aus gesundheitlichen Gründen nicht, uns rechtzeitig auf die Socken zu machen, um bei Ihnen im Cafe-Cultura Mamaprosa am 25. Februar aufzutauchen, -….

Ich bin hingerissen über diese zutreffende Formulierung, denn nichts anderes als meine Mamaprosa mit Mutterwitz und Erzählungen aus dem Hotel Mamma und über den Umgang mit einem Mammakarzinom gedenken wir dort im Cafe Cultura zu Gehör zu bringen.

Es leben die Versprecher und Verschreiber!

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