Damals vor ein paar Jahren

Verfasst am: 24. Februar 2011 von Barbara Keine Kommentare

Damals vor ein paar Jahren

Ich muss dringend mein Diario neu schreiben!  Wenn ich lese, was ich vor wenigen Jahren eingetragen habe, dann staune ich selber:

"Donnerstag, 22. Februar
Bei der Sonntagsmesse sitzen in den ersten 3 Reihen nur Jungen, mindestens 15-17 kleine Kommunionskinder, lauter hübsche schwarzhaarige Jungen mit dunklen Augen. Auch in der Dorfschule gibt es außer einer kleinen Schönheit aus Venezuela nur Jungen.
Stellen Sie sich das vor: In diesem Dorf werden seit Jahren nur Knaben geboren.
"Was das einmal für Engpässe geben wird", sagte jemand. Aber viel interessanter scheint mir die Frage nach den Gründen für diesen Männerüberschuss zu sein.
Meine Großmutter sagte einmal, dass in Kriegszeiten oder vor Ausbruch eines Krieges nur Jungen geboren werden. Meine Mutter meinte dagegen, es liege an der Dominanz der Frau und die männlichen Gene müssten sich deshalb behaupten.
Das mag ja für Deutschland zutreffen, – aber für Portugal und für unser Dorf etwa auch???"

Die ersten drei Reihen bei der Sonntagsmesse sind schon lange nicht mehr besetzt. Die Grundschule ist wegen Schülermangel geschlossen und die Knaben von damals sind lange schlaksige Burschen geworden, die mit eigenem Mofa und rauchend die Straße lang düsen, wenn man sie überhaupt sieht, weil sie ständig vorm Computer sitzen. Einige sind allerdings in der Fußballmannschaft. Vom damals befürchteten "Männerüberschuss" merkt man eigentlich nichts.

Sag mir, wo die Burschen sind, wo sind sie geblieben?

In einer Dokumentation über ein fränkisches Dorf wurde gestern dieser auffallende Wandel zwischen damals im Jahre 1987 und heute gezeigt: Damals gingen alle (in Tracht!) Sonntag für Sonntag in die Kirche und die Rollen waren für Männer und Frauen klar festgelegt – das hat sich total verändert.
Genau wie hier, nur ging es hier ja viel schneller.
Auf die Frage, warum sie heute nicht mehr zur Kirche gehen und danach das Sonntagsessen gemeinsam einnehmen, antworteten die jungen Leute: "Wir genießen den Sonntag, wir genießen das Leben und gehen lieber ins Gasthaus essen, wir genießen die Freizeit, wir genießen heute eben alles etwas mehr."

Vielleicht wurde einfach versäumt zu zeigen, dass man heute wie eh und je die Sonntagsmesse, den Gang durchs Dorf zur Kirche, den Schwatz vorher und nachher, die Musik, die Sonne, die Stille, die Andacht, die Gegenwart Gottes auch sehr genießen kann.

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