Ecclesia semper reformanda

Verfasst am: 7. Februar 2011 von Barbara Keine Kommentare

Ecclesia semper reformanda

Gestern im Gottesdienst musste sehr improvisiert werden:
Der Sakristan war krank und brauchte Ersatz zum Glockenläuten, Kerzenanzünden, Lichteinschalten, für die Begleitung bei der Eucharistie und als Beisitzer am Altar. Schnell entschloss sich einer der Getreuen, die Arbeit zu übernehmen, obwohl er sich eigentlich nicht auskannte.
Der Padre konnte aus Altersgründen nicht kommen und schickte eine Missionsschwester, die ihn mit Eifer und Freude vertrat.
Die Lektorinnen erschienen nicht bzw. mit Verspätung, und die Organisatorin rutschte auf ihrem Platz herum und verdrehte den Kopf, um sich eine Vertretung auszusuchen.
Der Chorleiter und Organist konnte und wollte nicht kommen, weil er gerade streikt, die Hintergründe für seinen Streik sind uns allen nicht bekannt. Er kommt jedenfalls auch nicht zu den Übstunden. Das ist weiter nicht schlimm, wir fahren dann eben ins Nachbardorf zur Übstunde und schreiben uns den Verlauf der Missa auf, damit wir wenigstens die Liedernummern bereit haben und aufspringen und losschmettern können, wenn der Gottesdienst bei uns beginnt. Die liebe alte Rosa ist immer ganz unglücklich, wenn sie nicht weiß, wie das erste Lied heißt. Im Notfall singen wir dann  Nr. 49 von der Alegria beim Einzug ins Haus des Herrn. Und dieser Notfall tritt  eigentlich jeden Sonntag ein, denn der Organist kommt – wenn er überhaupt kommt – immer erst nach dem Aleluia.

So wars also auch gestern mal wieder: eine einzige Improvisation und Baustelle. Dabei sollte man doch denken, diese große reiche prächtige und alte Kirche Portugals ist sowas von gefestigt und wohl fundiert und funktioniert ganz von alleine.  Aber es ist tatsächlich so: Auch hier ist Kirche eigentlich Notkirche, wie wir sie überall erlebten – im Krieg, nach dem Krieg, im Wiederaufbau, im Osten und im Westen, vor der Wende und nach der Wende, im Ausland…  Die Kirche ist immer und überall eine Notkirche und ständig reform- und reparaturbedürftig gewesen.

Vielleicht sollte man daraus schließen: Sie lebt.

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