Portugiesische Tafelfreuden

Verfasst am: 21. September 2008 von Barbara Keine Kommentare

Das Geburtstagsessen am 9.9.2008

Auf ihrer großen Reise durch Westeuropa kam meine Freundin mit Mann bei uns im Dorf vorbei, d.h. natürlich, sie fuhren nicht vorbei, sondern hielten und stiegen aus und blieben einen ganzen Tag. Als wir unseren Willkommensstrauß überreichten, gestanden beide bescheiden, dass diese Waldblumen zum Geburtstag gerade recht kommen. Geburtstag – das muss gefeiert werden!

Gegen Abend wollten wir dann noch eine portugiesische Familie aufsuchen, die wir unbedingt kennenlernen müssten. Die Eltern besitzen ein sehr gutes Restaurant und haben zehn Kinder. Wie? Wirklich? Das ist ja etwas ganz Seltenes, ja, die möchte ich wirklich gerne besuchen. Ungläubig hörte ich mir die Geschichten über die hübschen begabten Kinder an und stellte mir eine zehnköpfige Mutter vor, die dazu noch in der Küche ihres Restaurants steht und alle ernährt, während der Vater im Weinkeller eine Queijeria (Käsehandlung) und eine Weinstube betreibt.  Bei zehn Kindern müsste das ja eine sehr mütterliche warmherzige üppige Matrone sein, da sie ja sogar schon Großmutter ist, und deren alteste Kinder einen Doktortitel erworben haben. Stellte ich mir so vor.

Und dann trafen wir im Städtchen ein, fanden das Restaurant und entdeckten die Mutter mit einer ihrer wunderschönen Zwillingstöchter (auch das noch!) auf dem belebten Marktplatz. Ich habe tatsächlich mehrere Tage gebraucht, um diese Begegnung und meine Überraschung zu verarbeiten.

Meine Erwartungen konnte ich gleich vergessen, denn die Mutter ist –  ja, ganz anders, also, total anders als in meiner Vorstellung  - sie ist jung, zierlich, klein, schlank, äußerst gepflegt, sehr modern gekleidet  (Sandälchen mit 11 cm hohen Absätzen) , schick frisiert, makellos geschminkt, mit goldenem Lidschatten! Sie erzählte munter und viel, küsste und streichelte ihre Kinder, die nacheinander auftauchten, die Gäste mit beijinhos begrüßten und sich unbefangen zu uns setzten, lobte zwischendurch auch ihren  Mann  und seine Azulejosmalerei und dirigierte die Arbeiten in der Küche.

Und plötzlich war der große Tisch vor uns gedeckt:
Eine portugiesische Tafel vom Feinsten –
Wir aßen und tranken 5 Stunden.

Es begann mit den Vorspeisen:
Toastbrot mit Kräuterbutter
Thunfischpaste
Mayonnaise
Maisbrot Broa und Pada de Ó
Eine große Schale mit Garnelen auf Eis

Danach gab es Fisch:
Gebackener Bacalhau mit Broa-wurst-kruste
Grelos
Batates Grelhadas
Und Batatas al murro

Danach gab es Kalbfleisch
Costeleta de Vitela mit Ananas
Reis
Feijaoes no arroz

Danach gab es Käse mit dicken Scheiben Goiabada

Danach servierte man Obstsalat
Und ein Glas Gin mit Zitrone und Eis

Nun kam die Geburtstagstorte mit brennenden Kerzen, und wir sangen Parabems und küssten uns alle.
Sekt
Und ein Verdauungsschnäpschen

Und geht nicht  immer noch ein bisschen?
Ein Cafézinho

So, und nun kann keiner mehr – dabei müssen wir uns doch noch verabschieden und die Geschenke einpacken und versprechen, dass wir wiederkommen, ganz bestimmt, und wie schön der Mond scheint, und wir wischen uns ein paar Abschiedstränen…

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