Mehr über den Galan der Nacht

Verfasst am: 12. Dezember 2007 von Barbara 4 Kommentare

Der "Galan der Nacht" ist eine Nachtduftende Pflanze, auch Nachtjasmin genannt. Mehr über den Galan und seine Artgenossen:

Düfte der Nacht
Erst wenn der Tag dem Abend weicht, entfalten manche Blumen ihren wahren Charakter
Es gibt Geschöpfe, die entfalten erst bei Einbruch der Nacht ihren ganzen Reiz. Das ist bei Pflanzen nicht anders als bei Menschen. Manche Blumen zeigen zwar schon tagsüber ihre Pracht, verströmen aber erst zur Dämmerung wundervollen Wohlgeruch. Andere scheuen das grelle Sonnenlicht ganz, öffnen sich erst am frühen Abend, um dann mit herrlichen Blüten und üppigem Duft zu verzaubern.
Abend- und Nachtdufter machen einen Garten oder Balkon zum wahren Paradies. Denn was nutzt die ganze Flora, wenn sie in einer lauen Sommernacht nicht duftet?
Die Sehnsucht nach solch einer nächtlichen Oase lässt sich glücklicherweise auch in unseren Breitengraden befriedigen. Mindestens ein Dutzend Pflanzen gibt es, die, im Beet oder im Kübel gepflanzt, an warmen Abenden ebenso intensive wie angenehme Düfte abgeben.
Unverzichtbar ist die Nachtviole (Hesperis matronalis): Die Blume gehört zu den Kreuzblütlern und hat Dolden mit hauchzarten Blüten. Sie besticht selbst empfindlichste Nasen mit ihrem unvergleichlich süßen Duft, der sich erst am frühen Abend entfaltet. Es gibt sie in Zartlila oder Weiß, und die Nachtviole gedeiht auch auf mageren Böden, ist zweijährig oder bei gutem Standort mehrjährig.
Von Blüte und Duft her ähnlich ist der Phlox (Phlox maculata). Er verwirrt die Nase schon tagsüber mit seinem süß-pfeffrigen Aroma, das sich in den Abend- stunden intensiviert. Phlox liebt feuchte Böden, ist mit einer Farbskala von Weiß über Pastell bis zu dunklem Violett ein Muss in jedem Bauerngarten und lässt sich sogar in Blumenkästen und Töpfen ziehen.
Unwiderstehlich für die Nase ist der feinwürzige, an Nelken erinnernde Duft des Ziertabaks (Nicotiana sylvestris). Die graziösen trompetenförmigen Blütenglöckchen in Weiß, Creme oder Pastell öffnen sich erst spätnachmittags und duften dann fast betäubend intensiv. Im Garten gedeiht die Pflanze an geschützten Orten auch mehrere Jahre, in Blumentöpfen beglückt sie nur einen Sommer lang.
So poetisch wie ihr Name, so süß ist der Duft der Mondviole (Lunaria rediviva). Nicht nur Mondsüchtige werden den fliederähnlichen Duft der weißen oder zartlila Blüten genießen, der schon nachmittags unverkennbar durch den Garten weht. Weil die Dolden der Frühlingsblüten später von silbrigen Samenkapseln abgelöst werden, ist die Blume auch unter dem Namen Silberblatt bekannt. Ihr Standort sollte halbschattig sein und auf gar keinen Fall zu trocken.
An der Levkoje scheiden sich meist die Geister der Geruchs- ästheten: Den einen ist der pikantwürzige, intensive Nelkenduft viel zu scharf, die anderen schätzen genau dieses charakteristische Aroma. Aber während die klassischen Levkojen tagsüber ihren starken Geruch aussenden, duftet die Sommernachtslevkoje Gemshorn (Matthiola longipeta) mit ihren bescheideneren Blüten in Hellgelb oder Rosa in den Abend- beziehungsweise Nachtstunden so stark, dass man ihre Anwesenheit schon von weitem erschnuppert.
Eine zierliche Exotin aus Südafrika sorgt mit ihren winzigen weißen Sternblütchen für einen wahren Duftrausch: Sternbalsam (Zaluzianskya capensis) riecht – erst abends, denn am Tag bleiben die Blüten geschlossen – außergewöhnlich stark nach Vanille. Der Nachtdufter lässt sich gut in Töpfe und Kästen pflanzen.
Düfte sind sinnlich, verführerisch, ein erotisches Ingredienz, und nachts wirken sie besonders anregend. Vielleicht ist die Engelstrompete (Datura) deshalb gleich nach dem Oleander die beliebteste Kübelpflanze, weil sie vor allem abends einen lasziven, süßen Duft verbreitet? In Südamerika jedenfalls glaubt man, dass der Duft der Engelstrompete einschläfere und heftige erotische Träume erzeuge. Das giftige Nachtschattengewächs braucht allerdings viel Wasser und Dünger, einen großen Kübel und einen windgeschützten Platz.
Geradezu betäubend ist die abendduftende Tuberose (Polyanthes tuberosa). Die langstielige Blume mit den anfangs rosa, dann schneeweißen sternförmigen Blüten ist keine Rose, sondern ein Liliengewächs aus Mexiko. Die exzentrische Schönheit mit betörend schwülstigem Odeur bezaubert die Europäer seit Jahrhunderten. Für den schönheitsbesessenen Sonnenkönig Ludwig XIV. war sie die Favoritin in seinem Versailler Garten. Eine kapriziöse Rarität, die erst im Spätsommer blüht, im Winter ruhen will und keinen Frost verträgt.
Entsprechend seinem Namen verströmt auch der Nachtjasmin (Cestrum nocturnum) seinen Wohlgeruch erst zur Blauen Stunde. Ein Strauch, der nicht im Geringsten mit echtem Jasmin verwandt, sondern ein Nachtschattengewächs ist. Der aromatische und sehr intensive Duft wird von vielen kleinen gelben Blüten entsandt. Die Spanier tauften den Nachtdufter galan de la noche – "Galan der Nacht".
Aber Achtung: Liebhaber von Abendduftern sollten, wenn sie gleichzeitig Gourmets sind, darauf achten, die duftenden Pflanzen nicht zu nahe am Sitzplatz aufzustellen. Der intensive Duft kann das feine Aroma einer Speise, das elegante Bukett eines Weines unangenehm beeinträchtigen. Wer seine Gäste hingegen sinnlich nachhaltig beeindrucken will, der lädt in romantischer Vollmondsommernacht zur Führung im duftenden Garten – das ist wahrer Luxus!

4 Antworten

  1. Volkmar schreibt:

    Was mich ja doch ein wenig überrascht: Die Spanier nennen diese stark duftende Pflanze "Galan", eine eindeutig männliche Bezeichnung.
    Hier eine Definition bei Meyer online:

    Galan  [spanisch] der, Mann, der sich mit besonderer Höflichkeit, Zuvorkommenheit um eine Frau bemüht; auch: (ironisch) Liebhaber, Freund. – galantes Zeitalter,  (seltene) Bezeichnung für das Rokoko.

    Für mich sind Parfum und Düfte hauptsächlich, ja eigentlich ausschließlich mit der Weiblichkeit verbunden. So sieht es ja auch die portugiesische Sprache. Es handelt sich bei der beschriebenen Pflanze um eine Frau, die mit verführerischem Duft auf sich aufmerksam machen will. Einverstanden!
    Aber bei Männern?

    Nehmen wir nur die Schmalzlocken von Michel Friedman. Ich hatte mal einen Kollegen, der ebenfalls die Brillantine so liebte. Den nannte man den "Ölprinzen".

    Mir kommt diese männliche Bezeichnung der Duftpflanze wirklich spanisch vor.

  2. Hortensia schreibt:

    Naja, wahrscheinlich ist "der Galan" eine Analogiebildung zu "dem Jasmin", der ist ebenso männlich wie der Phlox, der Ziertabak, der Balsam.
    Und Männer verduften außerdem doch so oft.
    Passt schon.

  3. Volkmar schreibt:

    Dass gewisse Männer oft sehr schnell verduften, weil man sie sowieso nicht mehr riechen kann und weil ihnen das dann stinkt, ist eine Tatsache, der man nicht unbedingt nachweinen muss ("die Augen tränen"), weil der Kummer darüber schnell verfliegt. Aber das spricht ja eben für die These, dass bleibende Wohlgerüche eher den Frauen zugeordnet werden. Deren Duftnote hält sich hartnäckig.

    Interessant ist der Geschlechtswechsel bei manchen Duftpflanzen.
    Phlox kommt aus dem Altgriechischen und war dort noch weiblich. Jasmin kommt aus dem Persischen; soweit ich es übersehen kann, ist Jasmin ursprünglich auch weiblich. Balsam kommt aus dem Semitischen, wir haben es aus dem Altgriechischen bekommen, und dort war es sächlich.

    Zum männlichen Tabak will ich wenig sagen, ich bin Nichtraucher. Er heißt wissenschaftlich aber "Nicotiana", ist also weiblich. Und außerdem rauchen inzwischen sehr viel mehr Frauen als Männer, nach meiner Wahrnehmung. Also strömen besonders Frauen diesen Geruch aus. Also die umgekehrte Entwicklung. Männer übernehmen weibliche Anteile, die Frauen männliche.

    Was lehrt uns das? Wohl die Umwertung aller Werte. Was weiblich war, muss männlich werden. Wir Männer müssen uns endlich emanzipieren. Mit der herb-männlichen Duftnote.

  4. Volkmar schreibt:

    Ich stelle gerade fest, dass das der 500. Beitrag war.
    Das muss ja eigentlich gefeiert werden.
    Herzlichen Glückwunsch (an die Tagebuch-Schreiberin)!

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