Bernhardes Besuch nach 14 J.

Verfasst am: 29. Oktober 2007 von Barbara Keine Kommentare

Nach 14 Jahren kam Bernharde an einem Wochenende wieder einmal nach Carregosa-City und besuchte das Dorf, das auf keiner Landkarte eingezeichnet ist.
Sie kam aus Coimbra, wo sie an einem Portugiesisch-Sprachkurs teilnahm und ihre Kenntnisse im Portugiesischen aufgefrischt hatte, die sie nun zum Entzücken aller Nachbarn anwandte. Das ist für die Leute im Dorf immer der schönste Freundschaftsbeweis, wenn einer ihre Sprache lernt oder beherrscht und anwendet. Man kann ruhig ein paar Fehler machen und manches falsch aussprechen und falsch betonen, um allen ein Gefühl der Überlegenheit zu geben. Allein, dass ich mich um ihre Sprache bemühe und mehrmals sage, wie muito difícil sie doch ist und so schwer zu erobern wie eine spröde Geliebte, das erfreut sie sehr.

14 Jahre.
Eine lange Zeit, die an uns – ich gebe es ja zu, auch wenn ich es nicht wahrhaben will, nicht wahr, man sieht doch gar nichts? – nicht spurlos vorüber ging.
Und bei dem Dorf?
Wir warteten gespannt:
"Na, und was meinst du? Was hat sich verändert? Erkennst du alles wieder?"
Sie staunte über die schönen Straßen, die asphaltierten Wege, die Autobahnanbindung und den rasanten Bauboom. Du liebe Zeit, da schießen die Häuser ja wie Pilze aus der Erde. Nun ja, in Portugal wächst alles sehr schnell, es ist ein fruchtbares Land mit einem tollen Klima, besonders in der Bairrada – aber nun auch die Häuser.
"Aber ich fand die staubigen Wege im Dorf auch schön", sagte sie, "da gingen die alten Leute noch barfuß und langsam und grüßten freundlich und waren zu einem Schwätzchen bereit. Kann man auf heißem Asphalt auch barfuß wandern?"
Und das Meer?
"Die Küste hat sich ziemlich verändert, besonders durch die gewaltigen Buhnen. Aber das Meer ist herrlich und großartig wie immer, und es ist – ewig!"
"Und die Menschen? Unsere Nachbarn?"
"Ich finde, sie haben sich gar nicht verändert. Sie sind sich selbst treu geblieben. Die Nachbarn sind so freundlich und lachend wie früher, ja, eigentlich noch viel fröhlicher und lustiger und ausgeruhter. Sie scheinen den Übergang zum Rentnerdasein völlig problemlos geschafft zu haben. Die Bauersfrau sieht sehr schick und gepflegt aus in ihrem Kostüm – ich kannte sie doch nur in ihrer Arbeitskleidung mit einem Kopftuch und einem Strohhut obendrauf, ich erinnere mich, wie sie das Vieh fütterte, den Stall ausmistete und die Kuh zur Melkstation trieb – über die staubige Dorfstraße…"

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