Passionsspiel 2007
Gründonnerstag

Nene kniete auf der Erde unterhalb des Hügels Golgatha und bastelte konzentriert am Kreuz herum. Neben ihm arbeitete Toni. Nene blickte nur kurz auf, wenn man ihn ansprach, Toni aber strahlte übers ganze Gesicht. Verstehen konnte man kein Wort, weil eine dunkelernste Cellomusik alles übertönte, die von Morgens bis Abends über den Lautsprecher abgespielt wurde. Aber aus den vielsagenden zum Himmel gerichteten Blicken konnte man entnehmen, dass sich beide wünschten, das Wetter möge am Karfreitag gut bleiben, damit die Via Sacra nicht verregnet würde.
"Voriges Jahr hat es gegossen, die ganze Zeit gegossen, da war nichts möglich, alles musste in der Kapelle stattfinden", sagte  Mutter Rosa. "Wenn es diesmal nicht regnet, was wäre das für ein Glück. Diesmal haben wir alles noch viel schöner und besser vorbereitet und organisiert. In der Kapelle findet das letzte Abendmahl  und die Fußwaschung statt, hier nebenan in Marios Vorgarten ist der Garten Gethsemane, da drüben das Haus von Cartao ist der Palast des Pilatus." Sie war ganz in der Geschichte aufgegangen, vergaß sogar das Mittagessen zu machen und klatschte in die Hände, als Dorindo mit einer neuen Wagenladung junger Bäume und frischem Grün angebraust kam. Mit den Zweigen wurden die alten Mauern und Müllcontainer verkleidet und die Grabeshöhle bedeckt. Dafür hatte Dorindo mit seinen Söhnen den halben Wald abgeholzt oder ausgelichtet, zumindest vom Unterholz befreit. Die jungen Männer arbeiteten mit aller Kraft, alle waren ganz hingegeben und fröhlich.
"Wir haben wieder die Kostüme aus Ouca bekommen, alles gereinigt und in Ordnung, die Uniformen für die Soldaten, die Engelskleider, die Gewänder für die Frauen, die langen Kleider und Tücher für die Jünger. Wir haben in diesem Jahr 12 Jünger", sagte Rosa, "alle machen mit. Und der Padre  Reitor wird auch dabei sein, denn nach der Via Sacra  ist eine Messe in der Kapelle, eine Vigilia, wie früher. Hoffentlich hält sich das Wetter. Es fängt um 21 Uhr an."