Cees Nooteboom über Portugal

Verfasst am: 20. Januar 2007 von Barbara Keine Kommentare

„Ich habe mich nun mal Spanien verschrieben“, bekennt Nooteboom in seinem Buch „Der Umweg nach Santiago“ und erzählt von einem sehr kurzen Besuch in Nordportugal im Gebiet Tras-os-Montes. Beim Grenzübergang erscheint ihm alles langsamer, leiser, in den Farben gedämpfter. Es ist so, als stoße man in einem Buch, in dem man gerade liest, plötzlich auf vergilbte altmodische Seiten. Eine endgültig vergangen geglaubte Zeit tut sich vor ihm auf. Die leeren schmalen Kopfsteinstraßen sind mit kleinen grauen Steinen gepflastert, die Grenzbeamten altmodisch kostümiert, die Formalitäten beim Grenzübergang bürokratisch umständlich, verstaubt und unmodern, die Sprache hat ihre Härte verloren und verschleiert die Worte. Die Ortsnamen, die in Spanien wie ein Peitschenhieb wirken, verwandeln sich in Portugal zu einem Streicheln. Wenn der Besucher für dieses Land eine Musik komponieren müsste, würde er ein Cellostück schreiben voll Ernst und Melancholie.

Wie kann jemand, der so kompromisslos ein Land wie Spanien liebt, denn je Portugal beurteilen? Nun, Cees Nooteboom versucht es ja gar nicht. Aber wir können dank seiner poetisch-einfühlsamen Beschreibung desto besser diese seine harte und scharfe Charakteristik Spaniens als Folie und Vergleich heranziehen, um Portugals Wesen und Seele vielleicht zu erfassen.

Dazu gehört dann auch noch das Kapitel „Religiosität“.

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