Portugiesen und Spanier

Verfasst am: 19. Januar 2007 von Barbara Keine Kommentare

Portugiesen und Spanier – ein Vergleich

Bei  unserer Algarvelektüre befand sich auch ein Reiseführer "In der Algarve leben", in dem ganz schlicht und schwarzweißmalerisch "der" Spanier mit "dem" Portugiesen verglichen wird. Endlich mal ein  klares Wort in meinem unendlichen Versuch, die Bewohner Portugals zu beschreiben! Der Ansatz ist bestimmt genial simpel. Bis jetzt habe ich immer alles mit meinen deutschen Augen gesehen und Portugal unbewusst mit Deutschland verglichen, – das wird dann unweigerlich eine unendliche Geschichte, so tief verstrickt ist man in diesen beiden Nationalitäten.

Leichter geht das also, wenn ich die Portugiesen an den bekannten spanischen Klischees messe und die "typischen" Merkmale vergleiche. Die werde ich also im Folgenden ohne weiteren Kommentar auflisten (nachdem ich mich natürlich vorher vergewissert habe, dass meine Portugiesen bei dieser Konfrontation, die mir teilweise aus der Seele spricht, ganz gut abschneiden).

1. Temperament und "Charakterfehler"
Während der Spanier heftig und sanguinisch reagiert, ist der Portugiese friedfertig und ruhig. Im Spanier regt sich männlicher Stolz, beim Portugiesen weibliche Hochmut.

2. Streitverhalten
In Spanien zückt man leicht das Messer, in Portugal legt man lieber  schnell einen Verband an.

3. Stierkampf
Beim Stierkampf muss Blut fließen, während die Portugiesen ihren "Bruder Stier" nur lächerlich machen. Das habe ich ja hinlänglich beschrieben.

4. Bürgerkrieg, Revolution
Mit Bomben, Töten und Gefängnisstrafen setzen die Spanier ihre politischen Ziele durch. Das ist für Portugal unwahrscheinlich, siehe "Nelkenrevolution".

5.Terrorismus
Der Reiseführer schreibt über Spanien: "Basken, Katalanen u.a. bomben sich durch." Dagegen:  "In Portugal gibt es kaum Autonomiebestrebungen".

6.Absorptionsversuche
Spanien: 1385, 1580, 1810
Portugal: Nach der Staatsgründung keine

7. Verhältnis zu Fremden
Der Spanier zeigt sich wenig entgegenkommend, der Portugiese sehr zuvorkommend und öffnet Haus und Herz.

Über die weiteren Unterschiede, nämlich den Flamenco in Spanien und den Fado in Portugal, sowie über das spanische "Urwort" nada  und das portugiesische Pois! und saudade möchte ich lieber nicht diskutieren, denn da fällt dem geneigten Leser sofort auf, wie unredlich solch ein Vergleich ist.
  
Allerdings beruft sich der Verfasser dieses Vergleichs auf Cees Noteboom, der bekannt ist als Liebhaber der Hispanität und der in seinem Buch "Der Umweg nach Santiago" ähnlich über Spanien geurteilt hat: "Spanien ist brutal, anarchistisch, egozentrisch, grausam. Spanien ist bereit, sich für Irrsinn in den Ruin zu stürzen, es chaotisch, es träumt, es ist irrational. Es hat die Welt erobert und wusste nichts damit anzufangen, es steckt in seiner mittelalterlichen, arabischen, jüdischen und christlichen Vergangenheit fest und liegt mit seinen eigensinnigen Städten, eingebettet in diese endlosen, leeren Landschaften, da wie ein Kontinent, der an Europa hängt und Europa nicht ist."

Über Portugal sagt Cees Noteboom wenig, er kennt es kaum, findet es verschlafen und verstaubt. Seine Bemerkungen, wenn ich sie nicht schon gar zitiert habe (?), werde ich in der Fortsetzung aufschreiben.

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