Verschwunden im All

Verfasst am: 1. September 2006 von Barbara Keine Kommentare

Wenn das Netz aber nun ein Loch hat

In der Nacht vom Sonntag zum Montag (27.auf 28.8.) fiel das Telefon und damit der Zugang zum Internet aus. Am Montagmorgen konnte ich also weder senden noch angekommene Mails lesen.  Auf einmal  waren wir hier ganz von der Welt abgeschnitten.
Zuerst redeten wir noch aufgeregt darüber, wer nun daran Schuld hat, wer den falschen Knopf gedrückt… Dann riefen wir per Handy bei Telekom an. Die wollten uns weismachen, dass es unser Fehler ist ("Haben Sie überhaupt den Stecker drin?") und dass sie der Sache nachgehen. "Der Techniker kommt heute oder morgen."

Gegen Abend kam Leticia und sagte, dass sie leider nicht anrufen könne, das Telefon gehe nicht mehr, auch nicht im Kaufmannsladen und auch nicht im Café.  Dann hörten wir von allen Seiten, dass das ganze Dorf tot ist, telefonmäßig zum Glück nur.

Nun ja, calme,calme, wir wussten ja, dass Telekom "der Sache nachgeht" und der Techniker schon vor der Türe steht.

Hagen fuhr am nächsten Tag mit dem Nachbar  nach Aveiro und hat sich beschwert, denn "sein Zorn war lang genug" und er dachte, es wirkt, wenn ein empörter Dorfbewohner so laut und portugiesisch um eine Stellungnahme oder Erklärung bittet, aber da waren zur Zeit Ferien und nur eine hübsche ahnungslose "Telefonsche" vertröstete die beiden.

Am dritten Tag ist Hagen nach Ouca zur Bürgermeisterin gefahren, weil es doch nicht geht, dass die uns Provinzler für doof verkaufen. Das wollten wir uns nicht gefallen lassen.
Sie versprach sich zu kümmern und Abhilfe zu schaffen.

Gegen Abend  klingelte dann das Telefon wieder, welch Glockenklang in unseren Ohre nach ungefähr 60 Stunden Grabesruhe. "Und können Sie uns bitte sagen, was passiert ist?"
Blablabla.
"War die Störung nur in unserem Dorf?"
Blablabla.
"War ein Kabel gestört? Ein Hauptkabel defekt?"
Blablabla, niemand wisse Genaues, aber jetzt funktioniere es ja wieder.

O ja, und wie! Ich lud 361 Mails down, die wie Seetang und Quallen im Netz hängen geblieben waren, durch dessen Loch wir allerdings gefallen und verschwunden waren,  3 Tage im Bermudadreieck, durch die Maschen des weltweiten Webnetzes gefallen, durch das Loch im Telefonnetz entwischt, und außer 2 lieben Leuten hatte das gar keiner gemerkt, na toll. 361 Absender hatten munter weiter gesendet, einfach so drauflos ins All, in dem wir ziel- und richtungslos herumpaddelten

Unser Dorf ist eh auf keiner Landkarte verzeichnet.
Ich vermute:
Vielleicht gibt es uns gar nicht.

Dann schickte uns Madleen folgenden Zeitungsartikel:

"Spanien aus dem Internet verschwunden" 30. August 2006

Spanien war zeitweise nicht mehr Teil des weltweiten Web
Foto: harvard.edu

Ein Großteil des spanischen Internets ist über Stunden nicht aufrufbar gewesen.
Ein Softwarefehler sorgte für einen folgenreichen Server-Defekt.

Rund 400.000 spanische Internetseiten sind am Dienstag für zwei Stunden
ausgefallen. Einen so großen Internet-Ausfall hat es bisher in keinem anderen
Land gegeben. Wie spanische Zeitungen berichten, sorgte dafür ein
Software-Fehler im Server des staatlichen Betreibers ESNIC. Seiten von Banken, Zeitungen sowie E-Mail-Accounts verschwanden völlig aus dem Netz. Wer eine Homepage mit der spanischen Endung «es» besuchen wollte, wurde in den meisten Fällen enttäuscht.
Öffentliche Einrichtungen und Banken wurden nach dem Ausfall am Dienstag mit Anrufen von verzweifelten Nutzern überschwemmt. In nicht betroffenen
Internetforen diskutierten die User über das historische «Verschwinden» Spaniens aus dem Netz.

Der Serverabsturz ereignete sich bei einer routinemäßigen Aktualisierung des
Datensatzes der Internetadressen (nz)

Vielleicht liegen wir ja gar nicht in Portugal, sondern in Spanien?
Vielleicht sind wir ebenfalls historisch verschwunden?
Wahrscheinlich aber gibt es uns überhaupt nicht.

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