Mariae Himmelfahrt

Verfasst am: 15. August 2006 von Barbara 1 Kommentar

Mariae Himmelfahrt 15. August 2006

Heute Vormittag saßen nur wenige in der Messe, der alte Padre, der alte Sakristan und zwei treue Messdienerchen dienten vorne und der auf 9 Personen geschrumpfte Chor musste zusehen, wie er ohne Chorleiter und Harmonium zurechtkommt. Vielleicht lag es daran, dass mir so traurige Gedanken über den Verlust der Religiosität und der Traditionen kamen. Die schwache christliche Minderheit und dagegen die große Menge der Banausen, die alle kirchlichen Feste ignorieren.

Die Türen der Kirche standen während des Gottesdienstes wie immer offen, und meistens singen wir so laut, dass man die Geräusche draußen übertönt. Knatternde Mopeds, donnernde Trecker, hupende Autos, bellende Hunde. Der Padre las und erklärte die Geschichte von der Begegnung Marias mit Elisabeth, die ja wohl begriffen hatte, was mit Maria geschehen war und was Gott vorhatte. Da hüpfte das Kind in ihrem Leibe und sie rief:
"Gepriesen seist du, Maria,
und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!
Und wie geschieht mir das,
dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Selig bist du, die du geglaubt hast.
Denn es wird vollendet werden,
was dir gesagt ist von dem Herrn."

In der andächtigen Stille hörte man geräuschvoll einen Lastwagen vorfahren, dann polterte und klapperte und klirrte jemand mit tausend leeren Flaschen zum Container auf dem Dorfplatz und knallte die Flaschen einzeln in den Kasten. Es schepperte und krachte und nahm kein Ende. Der Lobgesang Marias – nun, was war das da vor der Tür für ein Lobgesang, Krawall nach einem großen Gelage? Wenn man dachte, nun ist es vorbei, ging es munter weiter. Auch Steine oder Eisenstücke wurden abgeladen und in die Blechkästen geknallt.
Genau in dieser Gottesdienststunde an diesem hochheiligen Tag in dem frommen Marienheiligtum Portugal in diesem unserem frommen Dorf.
Es  klang wirklich schlimm und feindselig.
Man dachte an eingeworfene Fensterscheiben, an Verfolgung und Demonstration, Kristallnacht. Es klang schlimmer als das Treiben eines dummen Ignoranten, der weder die Feiertagsruhe noch die Gottesdienststunde respektiert. Solche gibt es hier genug. Aber der Mensch heute morgen war mehr als ein dämlicher Ignorant.

Da habe ich doch Angst gekriegt um Portugal.

Eine Antwort

  1. Katharina schreibt:

    Es ist ähnlich, wenn ich hier den Israelsonntag bedenke. Auch Jesus musste weinen über Jerusalem. Und dann hat er die Händler und Tagediebe aus dem Tempel gejagt. "Das Haus meines Vaters soll ein Bethaus sein für alle Völker".
    Aber dann tröstet mich wieder ein Satz aus einer Bach Kantate:
    Unsre Stärke heißt "zu schwach", unserm Feind zu widerstehen. Stünd uns nicht der Höchste bei. … Und der tut`s – ganz bestimmt.

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