Das Eselsfest

Verfasst am: 26. Juli 2006 von Barbara Keine Kommentare

Das Eselsfest in Ponte de Vagos

Seit wir hier in Carregosa leben und Feste feiern, haben wir erfahren, dass so ein Fest in verschiedenen Phasen verläuft:

1. Die Initiations-Phase
2. Die Euphorie-Phase
3. Die Desillusionierungs-Phase
4. Das real existierende Ende

Um es kurz zu machen – und außerdem habe ich den begeisternden und begeisterten Anfang (Phase 1 und 2) bei dem tollen Bürgermeister, dem freundlichen Festkomitee und dem schwungvollen Folklore-Ensemble unter Leitung des Herrn W-Love-you ja schon beschrieben – , wir befinden uns zur Zeit ziemlich tief in der Desillusionierungs-phase, wir sind trotz aller früheren Erfahrungen (Mann, ich hab es doch gleich gewusst!)  mal wieder den leeren Versprechungen aufgesessen und nun enttäuscht, ach, das ist gar kein Ausdruck,…aber so was von desillusioniert.

Diese 3. Phase begann damit, dass der schlecht gelaunte Leiter des Festkomitees anderer Ansicht war als der strahlende Bürgermeister, der uns phantastische Zusagen gemacht hatte. Er habe ja schon das Plakat gedruckt, sagte der Leiter, in dem Programm kommen wir nicht vor, sagte er, das müsse alles nach seiner Anordnung laufen, aber er heftete unsere Texte und Bücher und Regiepläne in seiner Festmappe ab und log nicht mal, als er sagte, die Gruppe, die das Fest gestaltet, würde sich der Sache annehmen, sie machen das schon, und er lächelte geschmeichelt, als man ihm sagte, seine Frau als gelernte Lehrerin möge doch bitte eine Geschichte vorlesen, nach der 2 andere Frauen dann gestisch und mimisch schauspielern. Dabei wusste er doch, dass die Gattin sich vehement weigert. Und er wusste auch, dass er ihr die Zettel und Texte gar nicht erst geben würde und ihr überhaupt nichts davon sagt und dass er die Theatergruppe ebenfalls nicht informiert, denn die müssen sich ja seiner Meinung nach sowieso um das Essen kümmern. Essen ist doch viel wichtiger als Hagens Kulturangebot. Gegessen wird immer. Bringt Geld und erfreut allenthalben.

Es ist inzwischen also überhaupt nichts geschehen und nichts vorbereitet. Hagens wundervolle Idee, dass wir ein paar Szenen aus dem dörflichen Leben spielen und mit den deutschsprachigen Emigranten Kontakt knüpfen (und vor allem ein paar Bücher unters Volk bringen!!), eine Idee, die der Bürgermeister und einige Leute im Ort, die Deutsch sprechen, begeistert (1. und 2. Phase!!) aufgenommen haben, Hagens Idee ist mal wieder baden gegangen, den Bach hinunter. Keiner weiß von nix.

Das Eselsfest…, ich hab es doch gleich gewusst.

Und als Glanzlicht bei diesem schönen Fest wollte nun Günter seine 4 Esel anspannen und mit einer Kutsche durch den Ort fahren. War alles abgesprochen, denn es erfordert ja Mühen, die Eselchen und die Karosse zu transportieren. Wir haben uns versichert, dass keine Raketen abgefeuert werden und keine Hupenden Autos Krach machen. Die Festspielleiter haben uns versichert, dass die Esel keinen Schaden nehmen. Die Karosse sollte vorher untergestellt werden.

Aber davon ist nun keine Rede mehr.
Kein Platz im Programm.
Kein Interesse.
Außerdem ist das vierte Eselchen gerade verstorben.
Und der schlecht gelaunte Leiter mit der unwilligen Lehrersgattin hat uns zudem erklärt, es heiße gar nicht ESELSFEST, sondern "Festa das Pinhas".

Kann er mir lange erklären.
Ich hab mir mein eigenes Urteil gebildet.
Über Phase 4 werde ich nach dem Wochenende 29./30. Juli berichten.

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