Verein zur Rettung Portugals

Verfasst am: 3. Juli 2006 von Barbara Keine Kommentare

Also, die ersten Mitglieder/innen habe ich bereits angeworben. Nun können wir den Verein gründen, der sich um die Erhaltung des wahren Portugal bemühen wird. Ja, so müsste er heißen "Verein zur Rettung und Erhaltung des wahren Portugal", bloß passt das ja in dieser Länge nicht in die Überschrift, und abgekürzt  versteht das ja kein Mensch: " Vzruedwp ", das sieht doch aus wie der klassische e-mail-Virus, sogar das Wort Vezurüdewap lässt noch alles offen.  Ist ja auch unwichtig, wenn wir nur genug Mitglieder im gleichen Geiste haben, die eifersüchtig dafür Sorge tragen, dass das schöne Portugal, so wie wir es kennen, nicht ganz untergeht,verbaut, zuzementiert, zersiedelt, abgeholzt, ausgetrocknet und abgebrannt wird, von den geistigen und seelischen Schäden ganz zu schweigen:
Wenn keiner mehr zur Kirche gehen wird, keiner mehr Landwirtschaft betreibt, keiner mehr Kühe und Schweine hat, keiner mehr Kinder in die Welt setzt, keiner mehr Brot backt und seinen Esel anspannt.
Aber sind wir nicht schon so weit gekommen?
Die Dorfschulen werden geschlossen, die Melkstation ist geschlossen, wir haben fürs Krippenspiel kein Baby und keinen Ochsen mehr auftreiben können, keiner mag mehr die schwere Feldarbeit tun, keiner übernimmt den Bauernhof, die Nachbarinnen klagen und lamentieren : Ja, früher, da war es schön.
Also, schließen wir uns zusammen und retten das schöne Portugal!

Eine unserer ersten Mitstreiterinnen ist Claudia aus Leipzig. Sie schreibt gerade ihre Examensarbeit über Portugal und hat die wirklichen Probleme dieses Landes erkannt. Mit Ihrem Fragenkatalog hatte sie uns im März besucht und genug Stoff für eine pausenlose und angeregte Unterhaltung geliefert.
Was hatte sie alles mit liebendem Herzen und wachen Augen beobachtet:
… dass bei den Haustürklingeln nie die Namen stehen,
… dass die Frauen trotz Waschmaschine so gerne mit der Hand waschen,
… dass die Tischmanieren etwas befremdend sind,
… genauso wie der Umgang mit Haustieren und noch viel mehr. (Ich will ja nicht die Ergebnisse der Arbeit vorher preisgeben, zumal ich sie gar nicht kenne.)
Aber eine Geschichte erzähle ich doch noch, betreffend die Frömmigkeit der Menschen hier im Norden:

Die Familie wollte zum Flughafen. Wie immer fiel es allen schwer, sich von ihrem geliebten Portugal loszureißen. Alle trödelten herum. So war es sehr spät geworden. Man wollte den Flieger nicht verpassen.  Der Fahrer preschte wie ein Wilder drauflos. Die Frauen hinten im Auto vergingen schier vor Angst. Aber statt sich anzuschnallen und den wahnsinnigen Fahrer zu bitten, vorsichtiger zu fahren, holten sie die Rosenkränze hervor und fingen an, ihre Gebete zu stammeln: O Mutter Gottes, steh uns bei, jetzt und in der Stunde unseres Todes!

Eine Antwort verfassen