Fußball-WM 2006

Verfasst am: 2. Juli 2006 von Barbara Keine Kommentare

Im "Público" steht doch tatsächlich, dass in Portugal sehr wenig ferngesehen wird. Andere Nationen sehen viel mehr fern. Und dann wird das mit Prozentzahlen belegt. Und dann glauben es die Leute wahrscheinlich auch. (Traue keiner Statistik außer deiner eigenen. Sie lügen alle. )

Also, hier wird wenig ferngesehen?
Haha. Dass ich nicht lache!

Wer sieht in diesen Zeiten denn nicht fern? Vielleicht die vier oder fünf Bauersfrauen, die gerade auf den Feldern arbeiten. Also, unsere Nachbarn haben gerade Kartoffeln geerntet, aber sie haben es genu in der Pause jetzt vor dem Viertelfinale geschafft. So fleißig, dass sie pünktlich fertig waren und wieder vor der Glotze landeten. Und das Café ist immer rappelvoll, am Nachmittag und am Abend.
Das Fernsehen läuft den ganzen Tag und in allen Räumen des Hauses, und jetzt erst recht  bei der WM, schließlich sind wir am Siegen.
Sogar in beiderlei Gestalt.
Allmählich entwickelt sich das Emigrantendasein als echte Last. Wir müssen schließlich ständig Flagge zeigen. Wir haben eine portugiesische rot-grüne bandeira und eine schwarz-rot-goldene Fahne, die wir ständig raushängen müssen. Und der Weg durchs Dorf – sogar mit Messbuch unterm Arm – wird ein regelrechter Glückwunsch-Parcours. "Hallo, Parabems, ihr habt ja gewonnen! – Hallo, ihr ja auch, Glückwunsch!" Sie gratulieren uns zum deutschen Sieg nun schon bei (wievielen?) allen Spielen – und wir gratulieren ihnen genau so anerkennend. Schließlich haben "wir" – sowohl wir Deutschen als auch wir Portugiesen -  beim Elfmeterschießen unsere Nerven und Stärke beweisen müssen. Ich gratuliere mir. Ich gratuliere dir. Ihm, ihr, ihm, uns, euch, ihnen.
Du gratulierst mir, dir selbst, usw.
Wir gratulieren uns. Wir gratulieren euch. Wir gratulieren ihnen.
Wie werden wir es machen, wenn beide Mannschaften dann im Finale stehen? Davon träumen sie hier, das wäre doch wünschenswert.  Ja, das wäre höchstes Glück. Au weia, was machen wir denn als Sieger? Das wird nämlich anstrengender werden als zu verlieren.
Noch ist der Eiertanz und das Miteinander leicht.

" Parabems!", sagt der alte Manuel. "Ihr seid sehr potent." (Mich meint er bestimmt nicht!)
"Danke gleichfalls", sagt Hagen.

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