Reiseerinnerungen (S.Vicente)

Verfasst am: 27. Juni 2006 von Barbara Keine Kommentare

Reiseerinnerungen
Reise zum Cabo de São Vicente

Nach unserem Algarve-Ausflug wurden wir wie immer ausgefragt, wo wir denn nun waren und was wir alles gesehen hatten. Diese Befragung dient den Dorfbewohnern jedesmal zur Überprüfung ihres Schulwissens oder ihrer eigenen Erinnerungen, und sie bestätigen jeden Namen mit "Ja, da waren wir auch schon" oder mit "Da gibt es  das und das…"
"Welche Route seid ihr gefahren? Ja, die Autobahn ab Santarem ist neu. Ja, die Brücke Vasco da Gama ist 5 km lang. Ja, der Alentejo…"
"Wo habt ihr übernachtet?"
"In Portimão."
"Ja, da gibt es Sardinen."
Das hat man hier also in der Schule gelernt. Als ob die da Tag und Nacht Sardinen braten und die gebratenen Fische dort durch die Luft fliegen. Allerdings habe ich abends wirklich Sardinengeruch wahrgenommen, der vom Strand heraufzog. Aber das wurde in Praia da Rocha überlagert von Musik und Gesang aus den Kneipen und Autogehupe und Geschrei, die die Fußball-Weltmeisterschafts-Spiele-Übertragung begleiteten und die Siege feierten, egal, wessen.

Mich erinnert die Reise nach Algarve oder "an die" Algarve auch an einiges, z.B. an Rudolfos dramatische  Erzählung vom ausgeraubten Auto am Cabo de São Vicente (vor dieser kriminellen Szene wird sogar in alten Reiseführern gewarnt) und von der Verfolgung des Diebes oder an die wunderschöne riesige Postkarte, die Helga vom meerumtosten Kap an den kleinen Vincenz in München schrieb und in Bustos in den Briefkasten warf und die nie angekommen ist, weil jemand sie wohl zu schön fand und für sich behielt. Und mich erinnert so mancher Felsen an die Sagen, die man sich dort erzählt.
Auch die von der schönen Maurin, die zu Stein erstarrte, weil ihr Vater sie mit dem "signo Salmão" der rechten Hand verzauberte. Weißt du noch, wie lange wir nach diesem merkwürdigen missverstandenen Begriff "Salomonszeichen" geforscht haben? Geheimnisvolle bruxeria. Jeder betreibt sie hier im Dorf, aber niemand erklärt einem was.  
Eigentlich weiß ich noch immer nicht, wie das mit diesem Zeichen der Handlinien gehen soll. Und ich kann mir nicht erklären, wie der alte Maure das damals gemacht haben soll, dass seine Tochter zu Stein wurde. Ich verstehe nur, dass er bei einem Überfall der Portugiesen sein schönes Kind vor einem portugiesischen Ritter bewahren wollte.
Als ob das so schrecklich wäre.
Heute wäre vielleicht mancher Vater froh darüber. Und vielleicht ist deswegen das Salomonszeichen in Vergessenheit geraten?

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