Volkmar und Jacky in Carregosa

Verfasst am: 16. Juni 2006 von Barbara Keine Kommentare

30.3.2006

Morgen fahren wir schon wieder ab. Wenige Tage Portugal, ein Aperitif, dem das “Hauptgericht“, ein längerer Aufenthalt, noch folgen müsste. Dieser Kurzaufenthalt ist die Zeit einfacher und unverfälschter, und dadurch tiefer Genüsse. Portugal liegt am Rande Europas, die quirligen Bewegungen aus der Mitte des Kontinents kommen hier mit Verspätung und einer gewissen Brechung an.  

Am Tag unserer Ankunft, am Montag, schien die Sonne und wir gingen barfuss am Atlantik spazieren. Vorgestern aßen wir Sardinen, heute ein Spanferkel. Wir kauften Wein in einer der zahlreichen Kellereien, die sehr gute Weine aus dem ganzen Land, nicht nur aus der engeren Umgebung verkaufen.

Bei einem Einheimischen kaufte ich einen gewissen Vorrat an Trester ein. Es gibt dort auch solchen Trester, wie ihn der Winzer uns anbot, der in alten Madeirawein-Fässern lagert, mehr als acht Jahre, also “hors d’age”, und der mit “Fine de Champagne” und “Marc de Bourgogne” mehr als mithalten kann. Vom italienischen “Grappa” ganz zu schweigen, aber auch da gibt es sicher Sorten, die die Einheimischen für sich behalten.

Heute pflückte ich mit Hagen eine Menge Apfelsinen und Zitronen in einem Nachbargarten. Die Früchte würden sonst verderben, wir bekamen sie umsonst. Die Obstbäume blühen schon wieder, während die schweren Früchte noch am Baum hängen.
Gestern gingen wir auf den Markt in Palhaca, einem Nachbarort. Er findet zweimal monatlich statt. Es regnete stark, aber auch ohne diese klimatische Einschränkung gab es nur Einheimische dort, von uns abgesehen. Die Landbevölkerung kauft und verkauft das, was sie braucht, riesige Futterrüben, Pflanzen, Werkzeuge. In einem der Zelte aßen wir Hähnchen, dazu gab es Salat, Pommes frites, und immer den kühlen Rotwein. Man sitzt dort mit dem Volk zusammen, an Biertischen, isst mit den Fingern. Die Hähnchen werden in flachen Vorrichtungen platt zusammengedrückt, als seien das alles breit gefahrene Hühner, und in Anhängern über der Kohleglut gegrillt. In 20 bis 25 Minuten ist solch ein Hähnchen gar. Die Nachfrage ist allerdings auch enorm, deshalb muss es schnell gehen.

Die Orchideen wachsen hier überall üppig ohne jede Pflege. Afrika mit seiner überschäumenden Lebenskraft scheint nicht weit zu sein. Auf dem Hof von Leticia stehen etwa vierzig verschiedene Orchideen in großen Töpfen, jeder mitteleuropäische botanische Garten würde vor Neid erblassen.

Das Land hat sich seit unserem letzten Besuch vor 12 Jahren aber doch verändert. Es gibt eine Reihe von Autobahnen, und ihre Benutzung ist recht teuer. Es gibt Supermärkte mit Riesenauswahl, und vor allem Sportstadien, die noch zur letzten Fußball-Europameisterschaft gebaut wurden.

Die Stadt Aveiro, die wir heute kurz besuchten, ist größer geworden, städtischer, aber auch schöner. Sie hat ihren alten Charme der Innenstadt behalten und ist modernisiert. Aveiro liegt in einer Marschenlandschaft, einem “Klein-Holland”, in der früher Salz gewonnen wurde.

Das Haus von Bärbel und Hagen ist sehr viel größer und schöner geworden. War es früher eher einer Art “Kötterhaus” vergleichbar, so ist jetzt noch ein zweigeschossiger Teil angebaut worden, sehr großzügig, besonders der obere Teil ist ein einziger weiter, Licht durchfluteter Raum mit dem Blick über die Felder bis zum Waldrand. Da dieser Anbau aber recht tief liegt, denn das Gelände fällt von der Straße zum Ackerland beträchtlich ab, wirkt der Bau nicht protzig. Andere Häuser hier wollen auffallen, sie sind von “Emigranten” erbaut, Leuten aus dem Dorf, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind. Dieses Haus will mit seinen Bewohnern nicht auffallen, sondern sich eingliedern.

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