Krippenspiel 2005 / 4.

Verfasst am: 25. Dezember 2005 von Barbara 1 Kommentar

4. Akt: fallende Handlung bis zur Katastrophe

Der Heiligabend brach an. Er heißt ja auch schon am Morgen so, wenn die Sonne lacht, die Orangen wie Weihnachtskugeln leuchten, das Telefon klingelt und wir bei Brandenburgischen Konzerten I – VI die Armseligkeit unserer Bulimie-Kiefer durch glitzernde Luftschlangen und goldene Girlanden überdecken.
Nun ist also Weihnachten. Im Garten picken die verhungerten Nachbarhühner den letzten Grashalm und das letzte Kohlblatt von den Strünken, sie fliegen über die Mauer und hüpfen wie Stabhochspringer (eigentlich eher Stabheuschrecken) am Cove alto hoch und suchen ein bisschen Grünzeug. Auf dem Feld wird gepflügt. Ein Nachbar hackt Holz.

Hagen hatte in letzter Minute eine sanftmütige braune Kuh zugesagt bekommen, der er jetzt seine Aufwartung machte, die 8jährige Tochter des Besitzers engagierte er gleich als Engel mit.

Dann übte er hier auf dem Hof mit dem 4. Hirten die Rolle. Der Junge konnte seinen Text auswendig und sogar laut genug sprechen. Er bekam eine schöne Pelzweste (die stammt von Madleens Mitarbeiterin aus Mainz).

Von seinem dann folgenden Werbefeldzug durch die Gemeinde brachte Hagen einige Kilo Kartoffeln, weiße Rübchen, einen Zopf mit riesigen Salatzwiebeln und grünen Kopfsalat mit. Die Dona Lurdes aus dem Kaufmannsladen schenkte ihm eine Flasche Spumante – für mich. Arcindo erneuerte seine Einladung für den Bacalhau am Abend im Kreise seiner Lieben.

Der Stall von Bethlehem war schön mit altem Gerät aus dem Ackerbau geschmückt worden. Die Feuerstelle war vorbereitet. Die Kostüme waren bereitgestellt, ein Fundus wie im Theater, über den sich selten jemand so gefreut hat wie Christoph Lemme damals in den Sommerferien. Für den blauen König bastelte ich noch einen neuen Turban, nun sehen die 3 Magier (Reis Magos) wirklich prächtig aus. Man muss an tausend Dinge denken: Weihrauch, Streichhölzer, die Feuerzange für die Räuchertablette, die schwarzen Handschuhe, die Engelskronen, den Stern, die Hirtenstöcke, die Fellmütze für Carlitos, Goldbänder, Gürtel und Schnüre, die in Windeln gewickelte Babypuppe (wo nehme ich denn die Tücher her?), die Gewänder für Josef und Maria (müsste ich noch einmal bügeln)und die Hirten und die Könige… Hilfe, wir brauchen noch Sicherheitsnadeln, (wie heißen denn die auf portugiesisch?? – aha, aigulhas de seguranca) und hundertneunzig Textblätter, und welche Tiere wird es sonst noch im Stall geben?

Mir ist ganz schlecht, ist das nun die Angst vorm Bacalhau-Essen oder Heimweh nach Deutschland oder die negative und ablehnende Haltung der Gemeinde oder  schlicht und einfach wie jedes Jahr Lampenfieber?

Da findet sich tatsächlich wieder Hagens Pelzhut an.
Sollte wohl ein Scherz sein, bloß wer kann darüber noch lachen?
Und ist ja auch traurig, dass man in der schlechten Stimmung plötzlich so feindselige Gedanken hat…

Als wir aufbrechen, um zum Essen zu gehen, begegnet uns der schwarze König und sagt, dass er im nächsten Jahr auf keinen Fall den Schwarzen geben wird, das sollen wir uns mal gleich abschminken. Und überhaupt hätte doch der Pastore aus Deutschland schreiben müssen, dass Weihnachten stattfindet…  Nun labert der diesen Schwachsinn auch noch. O heilige Simplicitas.

Der Bacalhau war lecker zubereitet, aber geschmeckt hat mir das alles nicht.

Um 10 Uhr nachts gingen wir zum Dorfplatz.

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