Hüter des Feuers

Verfasst am: 4. Oktober 2005 von Barbara 1 Kommentar

Da, wo unser Feld endet, am Waldrand, stieg heute in der Morgenfrühe dicker Rauch auf,  so dass wir mächtig erschraken. Ein Feuer in diesem knochentrockenen Wäldchen!
"Verbrennt da einer was? Muss ja ein ziemlich leichtsinniger Dussel sein…"
Wir sahen keinen Menschen, der sich da im Gras bewegte.
Manchmal schlugen die Flammen ganz hoch. Mir fuhr der Schreck derart in die Glieder, dass ich am liebsten die Bombeiros herbeigerufen hätte. Nummer 112.

Da, noch ein neuer Herd!
Dicker Qualm kroch aus dem Wald, eine weiße Wolke erhob sich über den Pinien.

"Das guck ich mir an… muss sehen, ob jemand dabei ist", sagte Hagen und fuhr in die Nähe des Waldbrands, wo er aber niemanden entdecken konnte.  Ich sollte derweil das Feuer im Auge behalten und nötigenfalls die Feuerwehr rufen, denn so ein Feuer breitet sich rasend schnell aus. Und der Rauch… Rauchvergiftungen… die spanischen Feuerwehrleute, die in den Flammen umkamen…

Zum Glück kam er unversehrt zurück, fuhr aber gleich noch einmal auf einem anderen Weg zum Feuer, das an mehreren Stellen munter brannte und qualmte.
Ich sah ihn zwischen den Weinbergen dahinradeln.

Dann schien er da jemanden gefunden zu haben, ein Mensch hüpfte zwischen den Brandherden herum.

Ich stand wirklich große Angst aus.

Hagen berichtete, dass das alte Küsterehepaar dort am Waldrand Unterholz zusammentrage und verbrenne.
"Waaas?"
"Ja, sie werfen immer neues Heu und Gras und Zweige auf den brennenden Haufen und lachten nur, als ich ihnen sagte, wie gefährlich das ist, was sie da veranstalten. Weil da in der Nähe kein Wasser sei und der Wald so trocken…"

Also, ich mag ja diese beiden Alten sehr , die sind die liebsten Menschen hier im Dorf, aber vielleicht sollte man doch an ihrem Verstand zweifeln…

Er habe im Dorf Bescheid gesagt, dass man ein wenig auf das Feuer aufpassen solle und eventuell Hilfe holt, meinte Hagen, und ich solle hier oben bleiben und das Feuer nicht aus den Augen lassen.

Ich ließ es nicht aus den Augen, hatte die eine Hand am Telefon und mir fein portugiesisch die Wegbeschreibung  für die Feuerwehr zurecht gelegt und starrte hinaus. Stundenlang machten die beiden Alten da unten Feuerchen, mir fielen die Augen fast aus dem Kopf, der Brandgeruch und der Qualm zogen über das Feld und drangen durch die Fenster, meine Phantasie loderte genau so hell wie die Feuerstellen da unten am Wald. Wenn ich die Bombeiros rufen würde, werden die beiden Leutchen bestimmt bestraft, dachte ich. Warum rührt sich keiner im Dorf? Die denken alle: Lass die mal machen, die haben Ahnung, die haben die Kontrolle über ihre Feuerchen, wird schon wieder ausgehen, irgendwann…
Und ich sitze hier als Hüterin des Feuers, Vestalin, und habe ein Auge auf alles, während ich von Ignoranten umzingelt und von Flammen umzüngelt bin.
Irgendwie war das ein ganz blöder Tag und würde es auch bleiben

Später lief mir eine kleine Maus in der Küche vor die Füße. Sie hatte sich sicher hierher geflüchtet, weil draußen kein Bleiben mehr war.
Ich erschrak so sehr, dass ich doch noch fast die Bombeiros herbeigeschrien hätte.

Eine Antwort

  1. volkmar schreibt:

    Ja, das ist ein Skandal, dass gerade die Älteren so bewusst unvorsichtig mit dem Feuer umgehen.
    Ich sehe des Öfteren Leute in Frankreich, die brennende Zigaretten achtlos wegwerfen, egal wo sie sich befinden, im Wald und auf der Heide.
    Die Kinder lernen im Kindergarten bei uns nebenan, dass sie die Straße nur auf dem Zebrastreifen überqueren dürfen. Dann kommen die gestressten Mütter, gehen schräg rüber zum Auto mit laufendem Motor, zerren das Kind mit. Ein Kind wehrte sich neulich, es wollte auf dem Zebrastreifen gehen. Die Mutter war stärker. Vor den Augen der Erzieherinnen.

    Meine Empfehlung: Grün wählen! Damit breit angelegte Kampagnen mit der nötigen Autorität durchgeführt werden können.

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