Randerscheinungen

Verfasst am: 5. September 2005 von Barbara Keine Kommentare

Am Strand sieht man jetzt oft merkwürdige Muster und Wellenlinien, die das Wasser auf dem Sand hinterlassen  hat. Diese Linien sind ganz schwarz und erinnern an die Ölspuren verunglückter Tanks. Die heranrollenden Wogen bringen solche schwarzen Ölklumpen und Teerreste sowie allerhand Seetang, Algen, Plastikabfall und anderen Unrat an den Strand, fluten sanft wieder zurück und lassen das Angespülte dort als Saum zurück.
Sind das Ölklümpchen?
Was sind das für schwarze Krümel?
Es sind Tausende kleiner Holzkohlestückchen, die an den kilometerlangen Strand gespült wurden und ihn nun in schönen Wellenlinien verzieren.

Hagen meint, das sind Reste der diesjährigen Waldbrände.
"Aber wie kommen denn die aufs Meer? Und dann hierher? Es hat doch in unserem Hinterland  nicht gebrannt. Noch nicht."
Er meint, der Wind habe die verbrannten Reste aus den Wäldern Nordportugals hinaus aufs Meer getragen, und nun haben die Wellen sie hier angespült, so wie damals ein Fischer hier an Land gespült wurde, der 20 km weiter nördlich über Bord gegangen und ertrunken war.

Ich stelle mir aber vor, da ist ein Schiff in Flammen aufgegangen, draußen auf hoher See, die Balken sind durch die Gewalt des Wassers zermahlen und zerrieben worden, und nach Monaten kommen die kleinen leichten Holzkohlestückchen hier an und säumen den Sandstrand. Und mich schaudert, ich kriege eine Gänsehaut und alle Erinnerungen an die Bombennächte in Stettin, Kolberg und Berlin sind wieder da. Nach so langer Zeit. Sie versäumten sich. Saumselige Erinnerungen.
Unselige Saumseligkeiten.

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