Jasons Garten

Verfasst am: 3. Februar 2005 von Barbara Keine Kommentare

Ein heißer Augustnachmittag in Portugal.
Die Luft flimmerte vor Hitze.
Der Sand unter den Füßen kochte, die Steine am Straßenrand glühten. Die Menschen hatte sich in die schattigen Höfe und die dunklen Häuser verkrochen, kein Hund war zu sehen, nur ein paar Lkw mit Baumaterial für die Autobahn krochen in gewaltigen Staubwolken über die Wege dahin.

Ich wanderte zu Fuß über die Dörfer nach Hause, weil unser Auto wegen einer Panne in einer unbewohnten Gegend liegen geblieben war.  Ich schleppte mich die Straße entlang und stöhnte unter der Hitze.

Im Nachbardorf kam ich an Jasons grünem Haus vorbei.
Ich klingelte und wurde freundlich eingeladen einzutreten.

Auf dem Hof unter dem üppigen Weinlaub war es kühl und angenehm. Vier Kinder in Badehosen und Bikinis spielten an einem Tisch. Sie lachten und neckten sich, sie liefen um den Tisch herum und versuchten sich zu fangen, wobei sie wie die Vögel zwitscherten. Die braune Haut glänzte, in den schwarzen Haaren schimmerten und blinkten Wassertropfen.

Jasons dunkelhäutige Frau kam aus dem Haus und lachte mit weiß leuchtenden  Zähnen, als sie mir ein Glas Wasser brachte. Sie war hochschwanger.

Ich ging in den Garten hinauf, der grün wie ein Paradiesgarten lockte. Ein paradiesisch grüner Garten. Ein geheimnisvoller fruchtbarer Garten. Ein Garten, zu dem man  h i n a u f steigt. Man steigt wirklich ein paar Stufen hoch. Das ist ganz anders als bei den Gärten, die ich sonst betrete. Alles erschien mir ganz anders. Dort oben im tropischen Paradiesgarten lag das Wasserbecken, in dem die Kinder vorher geplanscht hatten und in dem sich jetzt die Blüten und Blätter des roten Hibiskus spiegelten. Welch riesige rote Blüten! Und wie gierig und groß sie dem Betrachter die Staubgefäße entgegen streckten!

Fruchtbar und üppig eschien mir dieser Garten wie kein anderer je zuvor. Alles wuchs grün und überquellend durcheinander. Obstbäume, Blattpflanzen, Gemüse, Blumen, Gras, Futter, Sträucher, Bananenstauden, Blüten, Kräuter, Palmen,  - grün, grün, grün und fruchtbar und üppig. Tropisch grün. Ich wagte gar nicht, meine Füße auf ein anderes Fleckchen dieses Gartens zu stellen, um keine Pflanze zu knicken. Es war auch kein Fleckchen frei.  Die riesigen Blätter der Yamwurzel drängten sich prachtvoll hervor und entfalteten sich machtergreifend, die Orangenbäume konnten die Fülle kaum noch tragen, Ranken und Blattwerk der Zucchinis überall, die Petersilienbüschel glänzten im Sonnenlicht.

Üppig, fruchtbar, wuchernd, gesegnet.
Tropischer Garten.
Grünes Paradies.
Und die schwangere Frau.

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