Santo Amaro

Verfasst am: 17. Januar 2005 von Barbara 2 Kommentare

Am 15. Januar ist der Namenstag des Heiligen Amaro.

Das wurde uns wieder bewusst, als wir die Böllerschüsse hörten, als am Sonntagnachmittag alle in den Nachbarort fuhren und wir zum Essen bei den Nachbarn eingeladen waren. Es gab kleine Sardinen (petingas) und Kartoffeln mit Zwiebeln und Olivenöl, dazu Fernsehen, allerdings hinter meinem Rücken, so dass ich mich in Ruhe mit den Fischlein auseinandersetzen konnte. Dann wurden die Teller weggeräumt, neue Gläser und eine Flasche Geropiga geholt und eine Schale voll getrockneter Feigen auf den Tisch gestellt.

"Heute ist Santo Amaro", hieß es, "da isst man Feigen."

Ach ja, wir waren ja einmal auf dem Feigenmarkt in Malhapão und bei der Prozession durch den Ort dabei. Wir waren so neugierig auf den "Feigenmarkt" gewesen, es hört sich so märchenhaft orientalisch an, ich dachte an den "Kleinen Muck" und an Karawansereien. Und ich war natürlich sehr enttäuscht, weil ich in Malhapão nur zwei Buden vorfand, in denen neben dem üblichen Krimskrams allerdings auch Feigen angeboten wurden. Es gibt tatsächlich verschiedene Sorten, blaue und gelbe, weiß eingemehlte und naturbelassene, große und kleine getrocknete Feigen. Aber natürlich fehlte dieser Hauch des Orients.

Auch vom Heiligen Amaro war ich ziemlich enttäuscht, denn meine Vorstellung und Erwartung war wegen des "Verbrechens des Pater Amaro" doch eindeutig beeinflusst worden. Die Heiligenfigur, die bei diesem Patronatsfest herumgetragen wurde, ist dagegen sehr alt und bäuerlich plump. Die abblätternde Farbe und ausgeblichene Fassung verlieh dem Sankt Amaro so ein kränkliches, elendes Aussehen, dass wir ihm lieber nicht unsere Bitten anvertrauen wollten. Er sah so bleich und aussätzig drein, als würde er unter der Last der Sünden und irdischen oder himmlischen Wünsche, wurmstichig wie er ist, sofort zusammenbrechen.

In meinem (Bayerischen) Immerwährenden Heiligenkalender, im Brockhaus und in der RGG kennt man keinen Amaro. (Das Internet gibt nichts her, denn das Telefonnetz wird zur Zeit von der Telecom bearbeitet.) Das muss also ein portugiesischer Bischof oder Nationalheiliger gewesen sein. Vielleicht findet mal jemand etwas darüber und schreibt ins Kommentarkästchen, was der Heilige Amaro mit den Feigen zu tun hat. Solange trinke ich Geropiga und esse Feigen ohne Ansehen der Person.

2 Antworten

  1. Henrique schreibt:

    Also hier eine erste Spur…
    …Santo Amaro ist der portugiesische Name für den Heiligen Maurus… (span. Mauro, catal. Maür, frz. Maure)…

    MAURUS: hl. Benediktinermönch und Abt in Subiaco, 6. Jh., Fest: 15.1. – M. war der Sohn des römischen Senators Equitius. Als junger Mann wurde er dem hl. Benedikt von Nursia übergeben. Papst Gregor d. Gr. berichtet in seinen Dialogen (II, 3-7), daß M. der bevorzugte Schüler und Gehilfe Benedikts geworden ist. Eine erst im 9. Jh. auftauchende Überlieferung, die lange für glaubwürdig gehalten wurde, besagt, daß M. vom hl. Benedikt nach Frankreich gesandt worden sei. Dort habe er Glanfeuil gegründet und sei dort um das Jahr 580 an der Pest gestorben. "Mit guten Gründen" (R. Bauerreiss) wird heute M. als Nachfolger des hl. Benedikt in Subiaco angesehen. M. ist Patron der Mauriner und der "Soeurs de l’Enfant de Jesus." Gegen zahlreiche Krankheiten wird er angerufen. In diesem Zusammenhang ist noch auf den Maurussegen hinzuweisen, ein Krankensegen mit einer Kreuzpartikel unter Anrufung des Heiligen. Die angeblichen M. Reliquien wurden 868 nach Fosses übertragen. 1750 kamen sie nach St.-German-de-Pres. Dort wurden sie 1793 während der französischen Revolution vernichtet. Er ist Patron der Köhler, Lastträger, Schneider, Schuhmacher, Kupferschmiede, gegen Heiserkeit, Schnupfen, Kopfweh, Gicht, Rheuma, Skrofeln.

    … jetzt fehlen nur noch die Feigen …

  2. Volkmar Jung schreibt:

    Ich habe mich ebenfalls mal im Internet zu der Kombination "Sanctus Maurus und Feigen" umgesehen, aber praktisch nur die Seiten gefunden, die Henrique schon benutzt hat. Ein Zusammenhang mit Feigen wird nirgendwo angedeutet. Und für Frankreich sehe ich sehr wenig Verbindungen, weil die Gründertätigkeit von Maurus hier auch ziemlich umstritten ist.

    Vielleicht führt eine Piste zu Maurus, der ja gegen viele Krankheiten gut sein soll, über die medizinische Bedeutung von Feigen. Die sollen vor allem als Abführmittel helfen. Aber auch gegen Geschwüre, wie sie schon in der Bibel vorkommen:  2. Könige 20,7: "Und Jesaja sprach: Bringt her ein Pflaster von Feigen! Und als sie das brachten, legten sie es auf das Geschwür, und er wurde gesund."

    Wenn Maurus der Patron vieler armer Leute ist, könnte er vielleicht gegen deren besonders häufige Hautkrankheiten, im Mittelalter ja vor allem durch Armut entstanden, angerufen werden.

    Vielleicht wäre es interessant, mal bei der homepage der portugiesischen Bischofskonferenz nachzusehen, ob die eine Adresse für Anfragen haben. Die müssten eigentlich eine Erklärung für dieses lokale oder regionale Phänomen haben.

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