Krippenspiel 2004 / 2.(Gebot)

Verfasst am: 23. Dezember 2004 von Barbara Keine Kommentare

2. Das Gebot der Stunde

"Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle  Welt… "

So fängt die Weihnachtsgeschichte nach Lukas an.
Sie  beginnt mit diesem Aufruf zur Volksbewegung: "Auf, setzt euch in Bewegung und eilt dahin, wo ihr hergekommen seid." Noch ahnt ja keiner, was da in diesem Herkunftsort der Christenheit dann Großartiges passiert. Wer ahnt bei seinem Aufbruch schon das Ende? Aber jedenfalls braucht man einen, der die Leute auf den Weg schickt und in Bewegung setzt.

Also, ein Gebot ging aus vom Kaiser Augustus.
So fängt  nun die weihnachtliche Geschichte vom Krippenspiel auch hier im Dorfgebiet an, gewissermaßen. Wenn man den Namen des Gebieters, des Gebot–Sprechenden, des Bittenden ein wenig verändert. Die treibende Kraft war nämlich nicht die Kaiserin Augusta, aber die Dona Maria Augusta, die sagte, dass das Krippenspiel auf jeden Fall stattfindet, man wolle diese schöne Tradition nicht abbrechen lassen, und alle haben sich bitteschön darauf einzustellen und man würde es auch allein und aus eigener Kraft schaffen, falls der Paschtore nicht rechtzeitig mit den Liederblättern und Kostümen eintrifft. Sie rief aber vorsichtshalber doch einmal in Deutschland an, und alle standen um sie herum und bewunderten sie bei ihrem Telefonat mit dem fernen Alemanha. Nach diesem Gipfeltreffen (im Äther, in himmlischen Höhen sozusagen) erging dann das Gebot an alle.

Und das weihnachtlich Wunderbare geschah: Sie waren alle bereit!

Wer jemals ein Dorffest veranstaltet hat, versteht vielleicht, was diese schlichte Feststellung bedeutet. Wenn man niemanden bearbeiten muss: "Los, mach doch mit!" Wenn man nicht in stundenlangen Telefon- und Beichtgesprächen, Hausbesuchen und Knetversuchen einen widerspenstigen Unwilligen umstimmen, überreden und überzeugen  muss, sondern wenn die Mitarbeiter von sich aus kommen und sich freuen und sagen: "Alles klar, ich bin bereit. Meine Rolle kenne ich auswendig. Alles bestens, wann geht es los? Ich helfe auch mit beim Bau des Stalls. Wann ist die erste Probe?"

Hier waren alle bereit.
So war das.
So sprachen sie hier im Dorf.
Genau eine Woche vor Heiligabend standen alle in den Startlöchern, wie das Gebot es befahl. Es ist nicht zu glauben.

Was ist das sonst immer für ein zähes Ringen gewesen!
Wir nehmen ja auch Anteil an den Krippenspielen (den Vorbereitungen, Ensemble-Werbungen, Engagements – oder auch nicht, den harten Tarifgesprächen, dem Nullwachstum) in unserer deutschen Tochter- oder Heimatgemeinde. Da ist man echt kampfgestählt und mit psychologischen, pädagogischen und weiblichen Tricks aller Art ausgerüstet und trotzdem Jahr für Jahr der Frustration und Depression ausgesetzt!

Und dann diese fröhliche selbstverständliche Bereitwilligkeit der Dorfbewohner und Chormitglieder, der Jungen und der Alten: Hier bin ich, sende mich!

Das glaubt uns doch kein Mensch.

Unsere einzige Sorge war, dass da irgendwo ein Haken oder Pferdefuß ist und das Ende vielleicht doch etwas trüber aussieht… Misstrauisch steht man immer seinem Glück gegenüber, siehe Schiller: Der Ring des Polykrates.

Sogar der Padre sagte als Liturg für die Heilige Nacht zu, ebenfalls die Freiras aus Mexiko.

Die meisten kamen auf den Paschtore zu, umarmten ihn und sagten, wie sehr sie sich freuten, als Wirt, Hirte, Sänger, Engel, Heiligerdreikönig oder Heilige Familie wieder nach Bethlehem zu ziehen.

Wundert es da noch jemanden, wenn wir Weihnachten in Carregosa wunderschön finden? Ubi sunt gaudia.

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