Krippenspiel 2004 / 1. (Kuh)

Verfasst am: 22. Dezember 2004 von Barbara Keine Kommentare

Krippenspiel 2004
1. Kapitel: Von Ochs und Esel

Krippenspiel. Geredet haben wir das ganze Jahr darüber.
Zuerst in Erinnerung an das letzte Krippenspiel mit Madleen als Engel, mit den mexikanischen Schwestern, mit dem großartigen Hirtenfeuer und den lustigen Pannen…, also, weißt du noch, wie der gute amigo den alttestamentlichen Text gelesen hat und wie das Ziegenböckchen sich kurz vorher noch das Horn abgestoßen hat und wie wir keinen Deus Menino fanden… ?

Wir redeten deshalb das ganze Jahr, also gleich nach Weihnachten 2003, vom kommenden Weihnachtsfest, weil die Küstersleute sich von ihrer schwarzweißen Kuh Careza trennen mussten, aus Altersgründen. "Damit ich das schon mal zu bedenken gebe", sagte Rosa. "Nächstes Mal ist Careza nicht mehr dabei."

Schade, es war die schönste Kuh von ganz Portugal. Das haben Petra und Günter auch gesagt, die ihre "schönsten Esel von ganz Portugal" in den Stall von Bethlehem gebracht haben. Die Kuh war nicht nur sehr gepflegt, denn sie wurde täglich gewaschen und gebürstet, so dass ihr Fell glänzte, sondern sie war auch sehr mansa, sehr sanftmütig und brav, denn sie wurde täglich eingespannt und holte Grünfutter. Dann trottete sie gemächlich mit den beiden alten Leutchen die Dorfstraße entlang, zwei oder drei Hündchen begleiteten den zweirädrigen Karren, die Kuh ließ ein paar Kleckse auf die Straße klatschen, die Hunde bellten, das alte Ehepaar grüßte freundlich nach rechts und links – es war ein friedliches Gefährt mit einer friedlichen Kuh.

Es war die einzige Kuh im Dorf, die noch vor den zweirädrigen Karren gespannt wurde.

Aber das begreifen wir erst jetzt, weil wir einen Ochsen für den Stall in Bethlehem suchen müssen und ihn nicht mehr finden. Es gibt keine Kuh mehr, die mansa ist und fotogen im Stall bei der Krippe ihr Gras fressen mag. Die Rindviecher hier im Dorf, die nur an den Stall gewöhnt sind, lassen sich nicht für eine Nacht aus dem Stall über die Straße in den Pferch auf dem Kirchplatz treiben, sie würden toben und randalieren und alles kaputt machen. Sie wissen ja, "aus dem Stall geführt werden" heißt zum Schlachthof gebracht werden, das bedeutet nichts Gutes, da blökt und schreit man sofort Zeter und Mordio.

Früher trieb jede Bäuerin ihre Kuh zur Molkerei, früher hatte jede Familie mindestens eine Kuh, früher war die Straße mit vielen Kuhfladen bedeckt, früher war die Dorfstraße noch ein Sandweg, ja, früher, antigamente – früher ist noch gar nicht so lange her. "Früher" hört eigentlich mit der Kuh Careza auf, wenn ich es recht überlege. Und früher – das war in diesem Jahr. Seit Carezas Ende ist das Dorf motorisiert, technisiert, modernisiert. Es gibt keinen zweirädrigen Bauernkarren mehr, den eine Kuh ruhigen Schrittes durchs Dorf zieht, es gibt nur noch Stallvieh, dessen Milchproduktion durch Melkmaschinen erfasst und im Tankwagen zur Zentrale transportiert wird.

Wir diskutierten oft über das bevorstehende Problem der Kuhbeschaffung.
Tja, es würde schwierig werden, aber immer, wenn wir davon redeten und Vorschläge machten, lachten und kicherten die Frauen, statt ernsthaft das Thema zu besprechen.

Aber das Krippenspiel würde auf jeden Fall stattfinden. Das war sicher. Denn unsere Tradition lassen wir nicht abreißen. Da stehen wir voll und ganz dahinter. Und an Babies wird es auch nicht fehlen, das läuft hier bestens.

Und vor allem haben wir ja die Bauersfrau und Chorsängerin Maria Augusta, die genug Courage und die Fäden in der Hand hat.  

Eine Antwort verfassen