Von den 5 und mehr Sinnen

Verfasst am: 9. September 2004 von Barbara Keine Kommentare

Christoph las uns eine der hinreißenden Erzählungen von Johannes Bobrowski vor –(übrigens: Johannes Bobrowski ist mein Landsmann und dementsprechend  „autora polaca“!) -, eine Geschichte, in der mir besonders die Formulierung gefiel:

„… da haben die Menschen noch ihre Sinne beieinander, in der Stadt fünf, auf dem Dorf mehr…“

Genau das ist es.
Dorfbewohner verfügen über ein erweitertes Sensorium.
Ein tolles Argument für das Plädoyer für mein portugiesisches Dorf hat mir Bobrowski da geliefert. (Merkwürdigerweise denke ich manchmal, ich müsse mein Dorf verteidigen oder meine Liebe zu ihm oder unsere Anwesenheit dort. )

Ich denke also, wenn ich für ein Leben auf dem Dorf plädieren müsste, hätte ich jetzt ein literarisch abgesichertes Argument von Johannes Bobrowski in der Hand. Der meint nämlich wie wir auch, dass die Menschen auf dem Dorf neben den üblichen bekannten fünf Sinnen, allerdings bei den Dorfbewohnern besonders scharfen und  gut funktionierenden fünf Sinnen – dem Geruch, Gehör, Geschmack, Gesicht und Gefühl – , noch weit mehr Sinne entfalten.

Habe ich das nicht immer beobachtet und beschrieben?

Und dann das Wissen um das  Ü b e r sinnliche!!

Darüber dachte ich nach und lauschte der Morgenandacht des „NDR 3 Kultur“: „In dieser Woche mit Pastor in Ruhe Otmar Schulz, Nienhagen.“ Und schon klingelte das Telefon, und eines meiner Kinder und mein treuester Leser rief: „Mami!! Hör dir das an…“
„Ich höre es mir gerade an.“
„Er spricht über die Sinne.“
„Ja, über Düfte, Gerüche, Parfüm.“
„Ist das ein Thema für Morgenandachten? … Der Christ und sein Geruchsinn – vielleicht – oder wie bleiben wir auf der Spur? Oder das Bibelwort: Ihr seid ein lieblicher Geruch Gottes…“

Ach ja, der liebliche Geruch Gottes.
Wenn ich an die Düfte in meinem Dorf denke.
Der morgendliche Weihrauchduft von Marias Herdfeuer, die Orangenblüte, die Erde nach dem Regen, Eukalyptus, Pinienharz, Levkojen, Schafwolle, Weingeruch…
Mein Dorf, wo alles riecht, wie es riechen muss, wo alles schmeckt, wie es schmecken muss, wo man die Sterne hören, die Nacht sehen, die Heiligen spüren, den Segen Gottes greifen kann und Dinge erlebt, die es gar nicht gibt…

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