Fastenspeise

Verfasst am: 9. April 2004 von Barbara Keine Kommentare

Mich hat immer sehr beeindruckt, dass die Fastenzeit bei den meisten Dorfbewohnern sehr ernst genommen wird. In der Familie meiner Nachbarn wird eigentlich immer sehr mager und gesund gekocht, schon deswegen, weil der Hausherr zu hohen Blutdruck hat und seine Frau zu hohe Cholestrolwerte und die Oma Diabetes. Erst recht in der Passionszeit  - da gibt es wenig Fett, wenig Fleisch, wenig Süßes. Nicht einmal für die Enkelkinder gibt es Schokohäschen oder Ostereier oder Schnuckelzeug. In der Karwoche – Semana Santa – wird eben gefastet: und das heißt, es gibt sehr viel Gemüse.

Wir holten am Gründonnerstag meine Freundin und ihren Mann vom Flughafen ab und kehrten auf der Rückfahrt zum Mittag bei den Nachbarn ein, die uns eingeladen hatten. Auf dem Tisch standen Brot und Wein. Die Hausfrau sagte, sie habe von ihrer Mutter gelernt, dass immer Brot auf dem Tisch sein müsse, zu jeder Mahlzeit, sonst wäre das ein Zeichen von Armut und Notstand.

Jeder musste sich nun aus einer großen Schale kalte gekochte Mönchsbohnen auf den Teller füllen. Mönchsbohnen (feijaos frades) heißen die hellbraunen Böhnchen wegen der kleinen dunklen Kappen, die wie eine Tonsur oder wie eine Kippa aussehen.

Aus einer anderen Schüssel nahm man sich von dem Gemisch gehackter Petersilie (salsa) und gehackter Zwiebeln (cebolas) und bereitete damit ein schönes Nest für die hartgekochten Eier. Dann goss sich jeder reichlich Olivenöl über das Gericht, würzte mit Salz und Pfeffer und begann zu essen.

"Großartig!" lobte Bettinas Mann diese Mahlzeit. Er ist Arzt, lebt sehr gesundheitsbewusst und predigt gern und viel über die richtige Lebensweise. "Das ist ja ganz großartig", sagte er. "Vom ernährungswissenschaftlichen Standpunkt gesehen, ist dieses Gericht als optimal zu bezeichnen. Bitte, übersetze das mal!"

Ich, leicht überfahren, stotterte:" Do ponto de…,… hm, siência…oder so ….also, keine Ahnung… oder heißt das Wort ecotrofismo… ecotrofologia…? Ach, ich brauche das nicht zu übersetzen, die Familie versteht sowieso, was du sagen willst, denn sie brauchen dich nur anzusehen, und außerdem wissen sie selbst, dass diese Gründonnerstagspeise ein gesundes Essen ist…"

Und ich wandte mich meinen portugiesischen Nachbarn zu und sagte: "Er findet das Essen sehr gut!"

Sie strahlten.

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