Ein deutsches Wort

Verfasst am: 25. November 2003 von Barbara Keine Kommentare

Der Elektriker war am Samstagmorgen gekommen und reparierte den Gasboiler, den er eigentlich schon gestern "ganz sicher und bestimmt und auf jeden Fall" vorbeibringen wollte. Aber egal, kommste heut nicht, kommste morgen. Er schloss das Gerät an die Gasflasche an, stellte den Schalter an, ich drehte den Wasserhahn auf, die Flammen wärmten das Wasser, alles klappte vorzüglich, prima, das hatte er gut hingekriegt.
Er strahlte und freute sich und sagte dann, indem er mir fest in die Augen blickte: "Äj-súnge."
Hm? Das hatte ich wohl nicht richtig verstanden. "Diga?", fragte ich, was soviel heßt wie: "Bitte, sagen Sie das noch mal" oder "Hä?" oder "Was?"
Er wiederholte, aber schon wesentlich unsicherer: "Äj-súnge."
Ich wusste immer noch nicht, was er wollte.
"Was sagen Sie?" fragte ich, und weiblich-schlau fügte ich hinzu, als liege der Fehler bei mir: "Ich verstehe nicht gut portugiesisch."
"Das ist nicht portugiesisch, das ist deutsch!" triumphierte er. "Äj-súnge, äj-súnge!"
Ach sooo! Er meinte "Heizung".
Ich lachte und sagte: "Heizung", es klang brutal und zischend wie ein Trompetenstoß: "Haitzunk".

Fürwahr, das ist ein sehr deutscher Begriff, denn es gibt hier kaum Heizungen, die Leute auf dem Land haben nur ihren Kamin. Etagenheizung, Gas- und Ölheizung, elektrische Nachtspeicheröfen und Fußbodenheizung setzen sich hier erst langsam durch.
Und es ist auch ein sehr deutsches Wort, wie mir schlagartig bewusst wurde, denn es hat für einen Portugiesen viele Tücken:
das unaussprechbare "h" am Anfang,
das "ei", das man hier tatsächlich wie "e" und "i" (nicht wie ai) spricht,
das "z", das hier ganz weich gesäuselt wird,
die Endsilbe "ung", die ein Portugiese nicht nasal spricht und das harte "g" am Schluss, das hier wie fast alle Endkonsonanten immer noch einen Vokal angehängt bekommt, man sagt "amare", "pinhale" und  "Davide".

Auf einmal finde ich das Wort "Heizung" grausam.

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