Männliche Logik

Verfasst am: 17. November 2003 von Barbara Keine Kommentare

Unser toller portugiesischer Baumeister hatte uns vor 7 Wochen versprochen
("Höflich bis zur Unehrlichkeit"), dass er sofort kommt, um das eingefallene Dach zu reparieren. Es war nach dem heftigen Septemberregen zusammengebrochen und das Wasser drang durch die Zimmerdecke. Er könne doch nicht zulassen, dass die "Kirchen Portugals" sich völlig auflösen, meinten wir und legten ihm den Bildband mit den Sakralbauten Portugals vor, der in rotes Leinen eingebunden war und in der Regen-Mörtel-Lehm-Brühe des Wassers geschwommen hatte. Das Leinen hatte abgefärbt und eine rote Blutlache, in der die Möbel und Bücher lagen, gebildet. Das Buch war unser stärkstes Beweismittel bei unserem Hilferuf. Und es schien zu wirken, denn er sagte zu ("Höflich bis zur Unehrlichkeit"), sofort zu kommen.

Er wolle sofort kommen, wenn es ein paar Tage ohne Regen gibt. Logisch.

Wir warteten auf 3 Tage, an denen es hintereinander nicht regnet. Wir warteten den ganzen Monat Oktober, wir warteten und schauten die Wettervorhersage und die Wetterkarte und die Satellitenbilder an. Immerzu zogen vom Atlantik dicke Regenwolken über Westeuropa hin. Bei diesem Dauerregen kann man kein Dach decken. Logisch. Inzwischen war die Zimmerdecke heruntergeklatscht, das Regenwasser drang in die Wände und sickerte durch den Fußboden in den Keller.
Er komme bald, sagte der Dachdecker. Um St. Martin herum gibt es immer schönes Wetter, das ist Tradition in Portugal, versicherte er uns.

Es wurde St. Martin und es regnete. Nicht unaufhörlich, immer mit ein paar Pausen dazwischen, damit man sich erinnert, wie blau der Himmel und wie warm die Sonne sein kann. Aber leider kamen keine 3 oder 4 regenfreien Tage. Und deshalb kam der Dachdecker logischerweise natürlich auch nicht.

Und nun – plötzlich – am Wochenende riss das Atlantiktief ab, die Wolken zogen nach Osten ab, und über Portugal wurde der Himmel frei. Ein herrliches Hoch erscheint, und die Wettervohersage – aus dem "Jornal da Bairrada" (unter den Links bei www.luazul.com zu finden) – sagt für heute, morgen und die nächsten 3 Tage: "Sonne, freier Himmel und 18 Grad".

Viktoria!
Wir kehrten im Haus einige weitere Eimer Schutt und Mörtel zusammen, gossen die Auffangschüsseln mit Regenwasser aus, trugen die Plastikplanen ins Freie und brauchten gar nicht zum Baumeister zu laufen, denn er saß ja neben uns im Chor. Wir strahlten ihn nur an und sagten: "Morgen kommst du doch, wie versprochen? In den nächsten Tagen ist schönes Wetter!"

Freundlich und höflich meinte er: " Nun brauche ich ja erst einmal nicht zu kommen, denn es regnet ja  nicht mehr und so entsteht kein weiterer Schaden."

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