Begrüßung

Verfasst am: 7. Oktober 2003 von Barbara Keine Kommentare

Als Emigrant erlebt man ständig irgendwelche Abschiedsszenen und Wiedersehensfreude (oder auch nicht) und alle möglichen Begrüßungsgesten. Manche Menschen können so emotional sein, sie können weinen und lachen und tanzen, manche bleiben reserviert, manche sagen – auch hier in Portugal – nur ganz cool: "Hi", manche reden in altbewährten Floskeln: "Na, auch mal wieder da? Schöne Ferien gehabt? Wie geht es? Alles okay? Die Familie auch?" Ich weiß gar nicht, ob eine differenzierte Antwort dann überhaupt angebracht ist und antworte mit denselben Floskeln: "Alles in Ordnung. Der ganzen Familie geht es gut. Ja, es waren schöne Ferien. Ja, in Deutschland ist es schon kalt." Stimmt zwar alles nicht so ganz, aber detailliertere Auskünfte würden den Rahmen dieser Art von Kommunikation sprengen.

Als Emigrant ist man geübt in diesen Dingen und kennt alle die feinen Unterschiede beim Begrüßen und Abschiednehmen, spürt genau, wieviel Herzlichkeit und echte Teilnahme da mitschwingt oder wieviel Distanz und Show .

Die Erste, die uns bei der Rückkehr von der jetzigen Deutschland-Tournee entgegenkam, war Arcelina. Sie stellte ihre Karre mit Kohl ab und kam ans Autofenster und küsste uns (trotz der etwas beschwerlichen Umstände, ich meine das Autofenster) rechts und links: "Wie schön, dass Ihr da seid. War die Reise gut?" Und im selben Augenblick hielt neben uns das Auto mit Dorindo und seinen Söhnen Paulo und Carlos. "Boa tarde, schön, dass Ihr wieder da seid." Das erwärmt doch das Herz.

Ja, das war ein herzliches Wiedersehen.

Aber dann hat mich Pompilio doch noch richtig überrascht.

Wir gingen nach unserer Heimkehr abends zur Chor-Übstunde in die Kapelle.  Die Probe sollte um 21.15 Uhr beginnen, aber wie immer begann sie erst kurz vor 22 Uhr. Wir traten also in die Kirche ein, wo schon acht Sänger warteten, voller Freude, dass wir wieder da sind, dass wir nun wieder gemeinsam losschmettern können – es hatte uns ja so gefehlt! – , sie drückten die Hände und gaben Küsschen und riefen laut unsere Namen. Und dann sagte Pompilio: "Barbara! Halleluja!"

Vielleicht hatte er Sorge, dass nicht alle es gehört hatten, jedenfalls erhob er sich jetzt aus der Bank und rief noch einmal: "Barbara! Halleluja!"

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