Wertvolle Tipps für ein Fest

Verfasst am: 30. Juni 2003 von Barbara Keine Kommentare

Wertvolle Tipps für ein Fest auf dem Dorfplatz (28.6.2003)

Zuerst macht man ganz laute flotte Musik mit riesigen Lautsprechern, das lockt so manchen aus dem Haus: Muss doch mal sehen, was da los ist.
Das ist ganz wichtig!
Es ist äußerst wichtig, der Welt kundzutun, dass hier bei uns etwas los ist.

Dann macht man ein Feuer an, auch damit kann man den schläfrigen und gleichgültigen Bewohnern ordentlich einheizen. Das Feuer muss am Nachmittag  angefacht werden, dann lodert es bei Anbruch der Dunkelheit schon ordentlich und bringt die meisten Autofahrer zum – wenn nicht Halten, so doch zum Hingucken.  Feuer hat Anziehungskraft. Irgendein Alter wird schon kommen und, mit den Händen in den Hosentaschen, am Feuer stehen und warten, was noch alles so kommt. Und wenn schon mal einer da steht, dann gesellt sich bald der nächste dazu. Drei, vier ältere Herren am Feuer und dazu laute Musik – das ist schon eine gute Grundlage.

Der dritte wichtige Punkt: Man öffnet die "Bar" (Bretterbude) und stellt ein paar hübsche Mädchen hinter den Tresen, die mit den hübschen Jungs, die vor der Theke hängen, ein bißchen scherzen. Das sieht dann schon mal ganz belebt aus und kurbelt den Umsatz an. Sonst traut sich doch keiner, sein Fläschchen Bier an einem leeren Kiosk zu leeren. Ein einsamer Mann mit einer einsamen Bierflasche an einem menschenleeren Getränkestand, nein, das geht nicht, weil der einsame Trinker mit seinem einsamen Bier so schrecklich auffällt.

So, und dann wird es dunkel und immer dunkler, dann kommen die ersten Gäste, es ist mittlerweile eine Stunde später als auf der Einladung angegeben, dann unterhält man sich schreiend, warum nicht noch mehr da sind, gibt schon mal eine gebratene Sardine in Auftrag, aber die sind noch nicht da, denn Mutters Haushalt liefert nicht schnell genug, also dann vielleicht ein Brötchen mit einem gebratenen Stück Fleisch. Das duftet nett über den Platz nach dem Öl und dem Knoblauch.

Ein Autoreifen wird ins Feuer geworfen, um die Baumstämme zur Weißglut zu bringen. Schwarze Rauchwolken steigen, sich kräuselnd, über dem Platz auf, Funken sprühen.

Es kommt keine Polizei, um irgend etwas zu verbieten. Man grillt, man bedröhnt das Dorf, man verbrennt Autoreifen, man lebt und tanzt – mitten in der Nacht. Das ist die "Freiheit, die ich meine". Sechs kleine Jungen spielen Fangerles und fühlen sich ganz groß und stark, trinken schnell mal zwischendurch eine Limonade und rennen fröhlich schreiend weiter. Die Alte, die sich immer beschwert, weil sie nicht eingeladen ist, aber sowieso nicht kommen würde, die immer beleidigt ist,  sitzt wahrscheinlich mit Ohrstöpseln in ihrer hinteren Küche und sieht fern. Auch von dort ist nichts zu befürchten, was das Fest stören könnte.

Um Mitternacht glüht endlich die Kohle für die Sardinenbraterei, die Fischlein liegen in Reih und Glied auf dem Grill, es duftet verführerisch. Jeder noch so verschlafene Portugiese wird hellwach und feurig erregt, wenn dieser Duft seine Nase streift.

Wir warten bis zur nächsten Lage. Es ist halb eins. Und eigentlich wollten wir doch nur 1 Stündchen dableiben…

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