Garten bei der Rückkehr

Verfasst am: 29. November 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber  Claudio,

das Schlimmste in unserem Emigrantenleben ist jeweils der Augenblick, wenn wir Haus, Hof und Garten nach längerer Abwesenheit wieder betreten. Staub, Spinnweben, Unkraut, Moos – charaktervoll rächt sich alles wegen der Verwaisung.
Tut uns leid, Entschuldigung, sagen wir. Und wir rücken dem zügellosen Treiben mit Schrubber, Besen, Rosenschere und Rasenmäher zu Leibe.

Hier im Dorf  ist das allerdings gar nicht nötig, weil die Nachbarinnen sich manchmal, dann aber heftig, um alles kümmern. Was beinahe noch schlimmer ist, denn sie reißen so manches deutsche Pflänzchen aus, das unser Herz erfreute, ihr portugiesisches Auge und landwirtschaftlich interessiertes Denken aber störte.

Ich entdeckte ein Gedicht von Peter Horst Neumann, (der scheint mich und unseren Garten zu kennen?) mit dem Titel:

Als sie nach einer Sommerreise ihren Garten wiedersah

Die unter Wunden
aufgesteckte Brombeerhecke
wuchs über sich hinaus,
mit Stachelschlangen
sind die Wege überschossen,
dein Fleiß vergessen,
deine Ordnung überlebt.

Verbrüdert wuchert Kresse
zwischen Bohnen, die Zwiebeln
haben sich mit Wicken
überworfen, der kleine Kürbis
stieg den Baum hinauf,
läßt seine Kugeln bei den Äpfeln
leuchten.

Sich zu verwüsten –
Lust der Gärten. Wenn
du dich freuen könntest,
Gärtnerin. Die Bombe
vom Tomatenstrauch
fällt weich.

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