Pausenfüller

Verfasst am: 1. Oktober 2002 von Barbara 1 Kommentar

Lieber Claudio,

wie froh bin ich, dass ich dir wieder  schreiben kann, nachdem hier einige Kümmernisse beseitigt sind.

Der PC stürzte zweimal hintereinander bei Stromunterbrechung ab, als ich gerade daran arbeitete. Danach wollte er nicht mehr mitmachen, und ich hatte nach mehrstündigen Startversuchen keine Zeit, ihn wieder zum Leben zu erwecken.

Wir hatten viel Besuch und alle Hände voll zu tun, um die Ausstellungen hier und  in Oliveira vorzubereiten. Am Samstag, 21. September, – es wurde trotz des Morgenregens ein herrlicher sonniger Tag – fand die Vernissage hier statt.
Die großen Collagen hatten wir sehr gut und mit vielen philosophisch-künstlerischen  Betrachtungen  in unserer Weinkeller-Galerie aufgehängt. Nach der Einführungsrede sollte es dann  frisch gebackene Pasteis de Bacalhau und Sekt geben. Ich  fuhr im Feiertagsgewand los, um die bolinhos von Maria do Céu  abzuholen, Querida hintendrin – es ist ja ihre Hundehütte und ihr Zufluchtsort bei Besucherströmen – , kam auch gut an und fuhr durch den Eukalyptuswald wieder heim, nach Fischkroketten duftend und mit einem bellenden Riesenhund, als es knackte und krachte und zischte und stank – dann rollte der Van noch einige Meter und blieb stehen.

Und da stünde er immer noch – vielleicht aber  (nee, ganz sicher) ohne die Fischküchlein –
"… wär nicht ein Mann gekommen,
hätt sich ein Herz genommen,
o Graus,
der packt es bei dem Schopfe,
und zieht es dann heraus…"
(das Büblein auf dem Eis)

d.h. genauer gesagt, ein Dorfbewohner ließ sich anlocken, der sofort sagte: "Kupplung kaputt, Scheibe zerstört"  (diese Wörter estragado – bolorento liebt Heinz  ja  besonders seit der Katastrophe mit dem verschimmelten Kühlschrank, den unsere Nachbarin nicht wie einen Tresor behütet hatte) – also, alles war estragado und queimado, aber flugs hatten die Buschtrommeln weitere wackere Männer herbeigeholt, die die Karre nach Hause schoben, bis vor das Hoftor, hinter dem die illustren Gäste seit einer Stunde saßen und warteten. Wir begannen pünktlich wie alle portugiesischen Veranstaltungen 90 Minuten später.

Am Montag schleppten Petra und Günter den carro estragado in die Reparaturwerkstatt nach Aveiro, und da steht er nun, bis die Ersatzteile geliefert werden.

Inzwischen kam Hella eilends aus Deutschland herbei, um den Fahrdienst zu übernehmen. "Ich muss sofort nach Portugal fahren, weil ich Hagen vom Bahnhof abholen muss. Er kommt 20.43 Uhr aus Lissabon." So preschte sie durch Frankreich und Spanien und kam rechtzeitig auf dem Bahnhof an.

Ich sollte mal wieder ein Buch schreiben über Freunde in der Not.

Eine Antwort

  1. Barbara schreibt:

    Lieber Claudio,
    danke für dein Interesse: das Auto steht (heute am 11.10. ) immer noch in der Reparaturwerkstatt, und der Rechner vom PC wird immer noch untersucht (ich schreibe auf einem Ersatz). "Was soll ich retten?" fragte der wackere Spezialist.
    "Natürlich alles", antworteten wir.
    "Ich meine, was ist wichtig?" fragte er.
    "Natürlich alles", sagten wir.

    Es wird jetzt schon kalt.
    Ich möchte wissen, wo die Fatima-Pilger übernachten, die am Sonntag und am 15. in Fatima  sein wollen.
    Wir haben zum ersten Mal die Heizung angeworfen.

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