Spießbratentraum

Verfasst am: 28. Juli 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber Claudio,
gestern feierte Bernd seinen Geburtstag  im Kreise seiner portugiesischen Familie in Bebedouro.  Das ist ein Dorf nicht weit von hier, aber mit einem seltenen Phänomen: Es gibt da eine evangelische Gemeinde. Über diese Kirche und die soziale Arbeit in Bebedouro, Cova und Gala (Figueira da Foz)  berichtet das Buch "Ernte in den Dünen".
Bernd hatte immer von einem rauschenden Fest, von lauen Sommerabenden und einem gewaltigen Festschmaus mit einem gebratenen Ochsen geträumt, aber dann hat man sich doch auf (nur!) zwei riesige Schweinekeulen, zwei prachtvolle Schinken, geeinigt.

Es duftete wunderbar. Der Tisch für 50 Gäste war hübsch gedeckt. Blumen, Saftkrüge und Weinflaschen, Schalen mit Oliven und Wurstscheiben, frisches Brot… Herrlich!
Drei Männer waren bei dem riesigen Grill beschäftigt, sie glühten vor Eifer und Begeisterung wie die Holzkohle. Einer "drehte den Spieß um", einer stocherte in der Glut, während der andere einen Busch Lorbeerzweige, der an einen Holzstock gebunden war, in einen großen Kessel mit Marinade (in dem das Fleisch schon seit Tagen gelegen hatte) tunkte und das Fleisch damit besprengte oder einrieb. Und diese Marinade – dieser Kessel, der den Duft von ganz Portugal eingefangen hatte …! Bereitwillig hoben die Männer immer wieder den Deckel hoch, lachten, nickten und freuten sich über ihre wundervolle Tunke. Und ich glaube fast, der Herr Carlos hatte schon ein Vollbad darin genommen, so selig war er. Die schöne Célia gab uns schließlich das Rezept.

Für 2 Schinken-Keulen braucht man:

10 Liter Weißwein
10 kg Zitronen (in Scheiben geschnitten, leicht gepresst)
1 Flasche Whisky
1 Flasche Portwein
500 g Rosenpaprika
Salz, Pfeffer, Lorbeerblätter
1 Glas Piri-Piri (Chilisauce)
1 kg  Knoblauch (gehackt, die zarte Pelle bleibt dran)

Ist das nachahmenswert?  Ist das nicht ein himmlischer irdischer Genuss? Allein der Gedanke an alle die Gewürze und Zutaten beschwört ein Glücksgefühl herauf.

Vor dem Braten gab es eine gute Gemüsesuppe (die hatte einer der jungen Helfer zubereitet), dann wurden die ersten Scheiben von der Keule geschnitten. So etwas Feines kannst du dir kaum vorstellen!

"Ja", sagte Bernd, "du hast deine blauen Träume, und ich habe diesen Traum von riesigen gegrillten Keulen am Spieß. Und beides hat sich hier erfüllt." Sprach\’s und blies die Kerze auf seiner zweistöckigen Geburtstagstorte (Schokolade mit einer weißen Rose) aus.

Eine Antwort verfassen