Flaschenpost

Verfasst am: 5. Juli 2002 von Barbara Keine Kommentare

Lieber Claudio,
du meinst, wir hätten hier keinen Ärger?
Ach, das wäre doch kein Leben, wir ärgern uns manchmal sehr,  wirklich! -
aber verglichen mit anderen Mitmenschen und Gegenden und Lebens-Situationen, ist es hier vielleicht doch noch fast paradiesisch.

Wir ärgern uns über die Schnecken, die alles auffressen,
und über Leute, die ihr Versprechen nicht halten.
Aber eigentlich gewöhnen wir uns auch daran. Und gegen Schnecken gibt es Mittel.

Den größten Kummer bereitet uns die Post, die nicht kommt. Erst neulich warteten wir tage- und wochenlang auf den Expressbrief mit den Plakaten von Rudolfo. Wir warteten jeden Tag, fuhren zur Post, fragten nach, regten uns auf, telefonierten hin und her und verschoben unsere Reise um einen Tag – noch einen Tag – noch einen Tag … Jetzt ist es schon wieder so, fast 4 Wochen warten und warten wir auf die Dokumente und Unterlagen, die mit teuer Geld (20 Euro Porto) per Express in Deutschland abgeschickt wurden und in Lissabon vor 14 Tagen sogar schon angekommen sein sollen, wie Nachforschungen ergaben. Und wo ist das Päckchen nun?
Und wenn es verloren ging?

Aber dann fahr einfach ans Meer, und alles kommt wieder ins Gleichgewicht, denn angesichts dieses majestätischen Ozeans, des unendlichen Himmels und des  langen weißen Strands vergehen Kummer und Zorn. Du stehst ja vor der Ewigkeit – die Wellen branden wie vor Jahrmillionen, das Meer wogt, die Wolken ziehen. Schrei gegen die tosende Flut, dann merkst du, dass du gar nichts bist und gar nichts ausrichten kannst. Der Wind fegt durch Kopf und Seele, und gereinigt wanderst du durch die Weite und staunst über die wahre Macht und über Größe und Weisheit des Schöpfers und der Schöpfung.

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