32. Pommern

Verfasst am: 17. November 2003 von Barbara Keine Kommentare

Es wimmelt von Pommern

Nicht erst nach der begeisterten Umarmung mit Thea hatte ich den Eindruck, dass es in Brasilien viele Landsleute gibt. Ich meine jetzt nicht nur ganz allgemein die Deutschen im Ausland, und ich rede schon gar nicht von Südbrasilien und den "urdeutschen" Städten Blumenau und Pomerode. Dorthin sind wir ja leider noch nicht gekommen. Dass es dort von Deutschen und von Pommern wimmelt, ist sicher verständlich.

Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina war die erste deutsche Siedlung. Diese Stadt ist 1850 von Herrmann Otto Blumenau gegründet worden, und heute sind noch 40% der Bewohner dieses einstigen Fachwerkstädtchens deutsch, berufen sich auf ihre deutschen Vorfahren und pflegen die deutschen Sitten und Bräuche – bis hin zum bierseligen Oktoberfest.

In Pomerode, 32 km nordwestlich von Blumenau gelegen, spricht man sogar noch pommersch Platt und hält die Erinnerung an die Immigranten in vieler Hinsicht lebendig. Da gibt es die als Inbegriff des Deutschtums geltenden Fachwerkhäuser, Feste, Speisen und Getränke. Und wann immer ich mich als Pommeranze outete, fand sich jemand oder eine – auch so tolle – Jemand, der/die auch aus Pommern kam, ja, direkt aus Stettin.
"Sie sprechen deutsch? Meine Frau ist auch deutsch, ihre Familie kommt aus Pommern. "
"Ach, ich höre gerade, dass sie Deutsche sind, meine Familie kommt aus Deutschland, aus Pommern."

Endlich war ich keine Polaca mehr wie hier in Portugal, wo man jedem erst  einmal lange erklären muss, wie das nun zusammenhängt.
Nein, Pommern ist Pommern.
Ich bin deutsch. Und pommersch platt verstehe ich auch. Ist doch meine Muttersprache.
Ach, Pommern.
Pommerland ist abgebrannt…
Welch trauriges  Schicksal diese Vorfahren hatten… warum sind sie wohl alle ausgewandert sind, schon damals im 19. Jhdt., schon vor der Vertreibung 1945 …

Vielleicht bekomme ich mal einen Tipp, welche Literatur es darüber gibt.

Eine nette Geschichte über die Verbindung von Stettin und Brasilien möchte ich aber noch anfügen. Unser Landrat in Mecklenburg hat nämlich einen portugiesischen Namen, und  es hat mich immer sehr neugierig gemacht, wie das wohl kommt. Auf eine sehr amüsante Art lernte ich die Frau des Landrats kennen, durch die ich erfuhr, dass einer der brasilianischen Vorfahren einst als Seemann in Stettin vor Anker ging, eine Pommersche kennen und lieben lernte und in Stettin blieb. Wodurch meine Lebensgeschichte, an der Südwestachse orientiert, wieder neue interessante Akzente bekam.

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