28. Macumba

Verfasst am: 23. Oktober 2003 von Barbara 2 Kommentare

Wie manche afrobrasilianischen Bräuche auch in Portugal ausgeübt werden, haben wir bisweilen beobachtet oder in der Zeitung gelesen. Da waren seltsame Zeremonien auf dem Friedhof vollzogen worden, es gab ein großes Gelage  mit Schwein am Spieß auf den Gräbern, im Nachbarort hatte jemand nachts auf der Hauptkreuzung seltsame Zeichen und Dinge hingezaubert, in einem Ort wurde beim Dorffest der traditionelle schwarze Hahn geschlachtet und geopfert oder irgendwo fand ein Tanz einer seltsam gekleideten Gruppe von Menschen statt.

Das sei eine Macumba, hatten uns portugiesische Bekannte erklärt.

Ja, vielleicht …, sagte in Salvador unsere Fremdenführerin Gretel. Eine Macumba ist schwarze Magie, die mit den Zauber- und Hexenpraktiken der Candomblé-Priesterinnen zusammenhängen kann.

Sie erzählte uns zur Erläuterung eine Geschichte von einer betrogenen Ehefrau, deren Mann den Verführungskünsten einer Nachbarin verfallen war. Die Ehefrau ging zu einer der Filhas-de-Santo und bat um Hilfe. Sie wollte ihren Mann aus den Fängen der anderen Frau wieder zurückhaben. Die Priesterin machte nun mit allerhand Brimborium und Beschwörungen eine Macumba, die bewirkte, dass der schönen Nachbarin lauter Missgeschicke widerfuhren: Sie kriegte einen Ausschlag und Pickel im Gesicht, versengte ihre Haare,  hatte Brechdurchfall und andere der Liebe nicht zuträgliche Wehwehchen, verlor ihr Geld, die Schlüssel und die Nerven, kurzum, es war "wie verhext".
Also ging sie zur Priesterin und klagte der ihr Leid: "Man hat mir eine Macumba gemacht!" und veranlaßte eine "Gegenmacumba".

Ich finde, dieser Wirrwarr von Leidenschaft, Hysterie, Geheimnistuerei, Gekreische, Rache, weiblicher Psychologie, Hexerei und Wahnsinn hat einen schönen Namen:  M a c u m b a – da steckt doch alles drin…  

Ist eine Macumba mit Gegenmacumba und Gegen-Gegenmacumba in Fortsetzung nicht ein fantastischer Nährboden und munter sprudelnde Quelle für einen 800 Seiten dicken brasilianischen Trivialroman?

2 Antworten

  1. Jorge Amado schreibt:

    Jorge Amado, Das Verschwinder heiligen Barbara,  S. 442

    "Wer noch mehr über diese Angelegenheiten der Heiligenfamilie, über Vodun, Candomblé und Macumba, Besessene, Caboclos und Orixás wissen will, bemühe sich, ein bißchen Geld anzuhäufen, und schiffe sich nach Bahia ein, der Traumstadt. Er gehe zu einem Heiligenhaus, zu einem Terreiro, nach Engenho Velho, … " (genannt werden noch 18 weitere Adressen) "… – tausend Candomblé-Häuser der verschiedenen Nationen Afrikas und der Eingeborenennationen, Nagô, Jeje, Ijexá, Congo, Angola und Caboclo, in Bahia ansässig, bei ihnen wird er gut empfangen werden, mit Freigebigkeit und Edelmut: Wer friedlich ist, darf eintreten."

  2. Hallo Barbara,

    Genau darüber schreibe ich. 8)
    Wie gesagt es gibt kein Zufall!!

    lg
    Peter Meireles Picolin

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