LUSOPHONE IMPRESSIONEN:
 Kapverdische Inseln
 

 IMPRESSÕES LUSÓFONAS
 Ilhas de Cabo Verde

  Barbara Seuffert © 2012

 

 

7.

Gründonnerstag, 5. April

Man merkt nichts von der Heiligen Woche. Hier ist ein Tag wie der andere, keine Prozessionen, Kerzen, feierlichen Gesänge, wie auf Sizilien.
Das Frühstück ist reichhaltig. Es gibt sogar Thunfischmousse, Ölsardinen, Ziegenkäse, Zwiebelringe, viele Sorten Brot, Ananas, Papaya, Melonen, Äpfel, Trauben, viele Sorten Konfitüre (Guave), Jagdwurst, Kochschinken und Salami. Die übliche Kaffeemaschine. Es gehen aber auch hübsche Serviererinnen herum und schenken einem Kaffee ein.
Wir sind um 9.30 Uhr mit Alexander verabredet und machen einen Inselausflug (80,- Euro).
Zuerst fahren wir zur Cidade velha, der alten Hauptstadt, wo der große Sklavenmarkt war. Mich bewegt das Schicksal der Sklaven so sehr, - es macht mich sprachlos.
Ich kann das kaum in Worte fassen, die Wut und das innere Entsetzen.

Das Hafenbecken, wo die Sklaven von den Schiffen auf den Marktplatz geschafft und verkauft wurden, ist ganz schwarz von dem Vulkangestein, sogar das Wasser scheint schwarz zu sein - schwarze Trauer!

Dann geht es in die Berge zum Heimatmuseum San Domingo. Von dort fahren wir durch das Orgelgebirge zum botanischen Garten. Die hohen Bäume, die aussehen wie Palmen mit kleinen grünen Kokosnüssen, sind Papayas. Davon gibt es ganze Plantagen. Im Botanischen Garten freuen wir uns über eine Schulklasse, die gerade Mittagspause macht. Alles essen aus Tupperschüsseln ihren Maisbrei oder Nudeln. Alle lachen und zeigen ihre schönen Zähne. Sie bewegen sich so geschmeidig, so ganz anders als Europäer- "tudretu".

Schulklasse

In diesem Garten findet man viele endemische Pflanzen. Ich bewundere einen Riesenbaum, in dem lauter tote Mäuse am Schwanz aufgehängt sind. Aber der Gärtner belehrt mich, dass das ein Calabaçeira-Baum ist, und die toten pelzigen Mäuse sind Schoten mit süßen Früchten, aus denen Ponche (Likör) hergestellt wird. Ponche ist die süße Variante vom Grogue, unserem Cachaça oder Agua ardente, der hier aus Zuckerrohr gebrannt wird und ein bisschen weicher ist.

Wir sehen ein großes Dorf Picos de Seremos, wo am 25.04. das Patronatsfest großartig gefeiert wird. Dort besuchen dann alle Menschen der Insel die Kathedrale, erklärt der Taxifahrer.

In Assomada ist großer Gemüsemarkt. Wir fahren weiter nach Pedra Badejo und essen zu Mittag in einer Strohhütte, die unter einem großen Baum gebaut wurde:

Eine große Kabelrolle dient als Tisch. Man sitzt auf Bierkästen, die kleine freundliche Maria de Graça rührt in ihrem großen Pott den Maisbrei Cachupa, zwei Kusinen helfen beim Abwasch und beim Bewirten. Es ist ein Kommen und Gehen und alle sind glücklich.
Als wir die Strohhütte betreten, drückt uns Alexander eine Kokosnuss in die Hand. Ein Junge haut mit der Machete die obere Spitze ab und bohrt ein Loch. Nun können wir mit dem Strohhalm die erfrischende Kokosmilch trinken. Dann nehmen wir Platz, bekommen einen blanken Blechteller in die Hand gedrückt und zwei Schlag Cachupa aus Graças Topf.
Als Beigabe legt sie einen gebratenen Fisch drauf. Es mag sein, dass es an meinem Hunger lag oder an unserem Glück und Wohlbefinden, aber dieses Essen war das Köstlichste, was man sich denken kann.

Der gemahlene Mais wird vier Stunden gekocht mit Bananen, Papayas, Yams, Maniok, Kartoffeln und ist so schmackhaft und sättigend und schmeckt überhaupt nicht nach Maggi und wird mit soviel Lachen und Freude serviert, dass man einfach rundum glücklich ist.
"Wie heißt denn dieser tolle Fisch? So etwas haben wir noch nie gegessen. Er schmeckt wie ein Rumpsteak und hat gar keine Gräten. Was ist das?" Sie sagten etwas verschämt und verlegen, das sei Branca. Und wir bekamen einfach noch eine Portion als weitere Erklärung. Sie glaubten mir und meiner Beteuerung aber nicht, dass ich so gutes Essen nie im Hotel bekomme.
Aber es ist wahr.

Dann bezahlten wir für die Kokosnüsse und die 3 Mahlzeiten 500 kapverdische Escudos, also knapp 5 Euro.

Dieses Tal, in dem Bananenplantagen, Zuckerrohrplantagen und Gemüsefelder liegen, in dem die blaue Jacaranda blüht, in dem Kinder an der Straße Beutel mit Tamarinde (Bohnen mit süßem Inhalt) verkaufen, dieses Tal verdankt seine Fruchtbarkeit dem Staudamm, den die Chinesen gebaut haben.

Die Frauen in bunten T-Shirts sind Lichtblicke und Farbtupfer. Sie tragen immer etwas auf dem Kopf und gehen sehr stolz ihren Weg. Die meisten tragen kurze Hosen und zeigen ihre prächtigen braungebrannten Beine. Die Mädchen haben ihr Haar als Knoten auf dem Kopf gezwirbelt. Das scheint die Haarmode zu sein.

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