Die Petition
500 Jahre Reformation.
Oktoberrevolution.
In unserem Nachbarland Spanien erheben sich die Katalonier und kämpfen für ihre Unabhängigkeit.
Viele junge Menschen. Wie schön, wenn junge Menschen wissen, wofür sie kämpfen. Es ist noch schöner, wenn Menschen wissen, was der rechte Weg ist, was für sie gut ist, was ihnen im Leben wichtig ist.
Das Leben ist Bewegung.
Hier im Dorf rumort es unter der Oberfläche. Das heißt, die Senioren sitzen zusammen und brabbeln. Die Frauen im Kaufmannsladen und bei der Nachbarin am Zaun murren und fühlen sich schlecht behandelt, übergangen. Und wo immer man sich trifft, tauscht man seinen Unwillen aus.
Aber von Murren, Brabbeln und frustriertem Reden ändert sich nichts.
Worum geht es denn?
Unser alter Padre (90 Jahre) kann nicht mehr das Haus verlassen. Die Missionsschwester ist voll darauf abgestellt, ihn zu pflegen. Sie hat sonst den Padre vertreten in unserem Dorf und bei vielen Obliegenheiten. Wir waren dankbar für die sonntäglichen Wortgottesdienste.
Nun ist das leider auch nicht mehr möglich und ein neuer Padre wurde für die Parochie gesandt. Er fühlt sich dieser vielfältigen Aufgabe nicht gewachsen und das bischöfliche Amt unterstützt ihn darin, seine Arbeit auf das Wichtigste zu konzentrieren: Eine Sonntagsmesse in der Hauptkirche.
Damit ist der Gottesdienst in den Dorfkapellen beendet. Drei Dorfkapellen werden jetzt ohne Gottesdienst sein. Die Kapellen bleiben geschlossen, man kann ja in die Haupt – und Mutterkirche, in die igreja matriz, gehen.
Aber trotz aller Einsicht begannen die Alten zu brabbeln, trotz allen Verständnisses fühlte man sich verachtet und vernachlässigt. Kein Kirchengeläut am Sonntag. Keine Gemeinschaft mehr. Kein Treffen, Grüßen, Küssen, kein Singen, kein Beten, kein Hören mehr.
Wofür sollte man die Kirche jetzt noch schmücken, warum noch putzen, wie könnte man erfahren, ob Onkel Manuel noch im Hospital ist, seine Frau wieder auf den Beinen ist und wo man gute Kohlpflanzen kriegt.
Also, das Volk murrte und brabbelte, hilflos.
Einige begannen zu beten und eine Familie machte eine Pilgerfahrt nach Fatima.
Auch wir baten alle unsere Geschwister im Glauben um Fürbitte für diese Gemeinde in Carregosa und auf den anderen Dörfern.
Nach einem total verlorenen „Tag des Herrn“ ohne Versammlung, fiel mir beim Beten das Wort „PETITION“ ein. Das müsste es sein! Und wir beschlossen, an den ehemals zuständigen Leiter der Parochie einen Bittbrief zu schicken, dass er erlauben möge, uns sonntäglich einen Diakon für einen Wortgottesdienst zu senden. Wir haben einen solchen Mann schon einmal kennengelernt und ihn in unserer Kirche gehört. Er kann schön singen und ist gut angesehen. Für seine Kosten würden wir alle privat aufkommen, ein Vorschlag, von dem selbst die Nicht-Kirchgänger überzeugt waren, die einen sonntäglichen Euro stiften möchten.