Valentinstag – Dia dos Namorados
Gestern am Valentinstag (14. Februar) befand sich Portugal in einem merkwürdigen Ausnahmezustand: Es war schließlich der Tag der Verliebten. Dieser Jubeltag wird in Portugal sehr ernst genommen, besonders von den Restaurants und den Blumengeschäften. Sogar der Postbote trägt auf seine Weise dazu bei, indem er die Post einer Woche sammelt und sie nur an diesem Tag austrägt, denn es könnte ja sein, dass sich ein Liebesbrief darunter befindet (Meine Valentinsgrüße waren allerdings nur Unterlagen von der Krankenversicherung für die Steuererklärung. Das hätte mich auch an einem anderen Tag gewiss hoch erfreut.)
Ich hatte also an diesem Tag statt eines Postkarten-Liebesgrußes oder eines Restaurantbesuchs mit Candlelight-Dinner für 2 Personen für 25 Eros (!! portug.) einen Physiotherapietermin und musste bei der Behandlung still und unbewegt auf der Folterbank liegen. Die Physiotherapeutin plauderte angeregt über Portugal und die Begeisterung aller Portugiesen für den Dia dos Namorados, den Tag der Liebenden oder Verliebten. Sie wurde fast philosophisch bei ihren Darlegungen zum Thema “Liebe”. Das Thema Liebe wird in den Fados, in den Gedichten und bei den Portugiesen groß geschrieben. Nicht nur an der Häuserwand in Vagos, an der geschrieben steht: “AMOR É DOR” – Liebe ist Schmerz. (Ein Pfiffikus hat die Liebe durchgestrichen und SEX darüber geschrieben. Ja, das wird gern verwechselt. Beides ist wohl nicht schmerzfrei.)
Meine Physiotherapeutin geriet bei ihrem Gespräch über Liebeslieder so ins Schwärmen, dass sie begann, berühmte Gedichte zu zitieren.
“Kennen Sie Camoes, kennen Sie Florbela Espanca, Fernando Pessoa…. ?”
Ich hauchte „Sim,sim“, und sie sagte dann diese großen schönen Dichterworte auswendig auf.
„Amor é um fogo que arde sem se ver…“, ein Sonett von Luis Vaz de Camoes, das hier eigentlich jeder kennt, zumindest die 1. Zeile. Deutsch heißt es etwa „Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß wie heimliche Liebe, von der niemand was weiß…“
Von Florbela: „ Eu quero amar, amar perdidamente! Amar só por amar: Aqui…alem…”
Danach holte sie ein paar beschriebene Blätter, auf denen sie die für sie schönsten portugiesischen Gedichte ausgedruckt hatte, und deklamierte voller Leidenschaft weiter.
Es war die angenehmste Behandlung, die ich je erlebt habe – eine literarische Leib und Seelen-Therapie.
Wenn das nicht wunderheilsam ist!