Allerheiligen 1.11.2016

Verfasst am: 1. November 2016 von Barbara 1 Kommentar

Allerheiligen 2016
Heute ist der 1. November 2016. Es ist ganz warm, 26 Grad, die Sonne scheint so milde wie im Sommer, der Himmel ist blau, die Dorfstraße leer. Im nahen Wald sägt jemand Bäume ab. …jiiiiiiiii kreischt die elektrische Säge durch den Feiertagsfrieden. Wie gerne würden manche Leute wohl den Papst Franciscus absägen, der in Schweden gemeinsame Sache mit den Protestanten macht, ja, sogar konzelebriert. Hier im Dorf stört das niemand, wir sind hier sehr aufgeschlossen, und wenn die zwei Evangelischen nicht tapfer Sonntag für Sonntag zur Messe marschieren und dort kräftig die von ihnen ausgewählten Lieder anstimmen und singen würden, sähe es noch dünner besucht aus in der lieblich geschmückten Kapelle. Ja, geschmückt ist sie, aber nur mit Rosen, Nelken und Proteablüten.
Vor dem Laden von Dona Lurdes, die im schwarzen Witwenkostüm von der Kirche zurückkommt. Wieso kommt sie zurück? Ist denn heute keine Messe? Heute muss doch die Allerheiligenmesse sein! Oder feiern wir gleichzeitig Totensonntag oder Allerseelen zu Ehren aller Entschlafenen? Au weia, das sieht hier ganz nach vielen Entschlafenen aus, denn keiner ist da, keiner steht vor dem Eingang und palavert ein bisschen. Aber der große Parkplatz ist wieder frei. Da waren tagelang die Maiskörner zum Trocknen ausgebreitet, ein maisgelber Körnerteppich, mit schönen Mustern der Harke verziert.
Wir werden zuerst singen: „Welche Freude, wenn wir nach Jerusalem hinauf ziehen, zum Hause des Herrn!“
Weil um 5 vor 10 noch immer so wenige Besucher da sitzen, läutet Celestino voller Kraft und Zorn alle Glocken, sein ungewohntes lautstarkes Freudengebimmel haut uns fast von der Bank. Wer jetzt noch nicht von seinem Halloween-Rausch aufgewacht ist, fällt garantiert aus dem Bett, wir lachen und halten uns die Ohren zu.
Der Chorleiter kommt und bringt seine Frau mit, die alle Texte lesen wird. Erleichterung! Dann klappt der Halleluja-Psalmvers bestimmt. Er singt ihn allein, es klappt, wie schön! Er verändert nur eines von den 7 ausgesuchten Liedern.
Die Schwester liest die Seligpreisungen vor. Dann versichert sie uns, wir alle seien die Heiligen Gottes. Und wenn wir so schwach und ungenügend seien, dann sollen wir Jesus um Hilfe und Beistand bitten: Er steht uns bei!

Ach ja, die Heiligen Carregosas…

Eine Antwort

  1. Barbara schreibt:

    Allerheiligen

    Nachtrag

    Leider trügt das Bild von dem verschlafenen idyllischen Dorf der Heiligen. Es sind eben nicht alle solche:
    Nach der Messe ging Arcelina weinend zum Friedhof ans Grab ihres viel zu früh verstorbenen Sohnes. Dort wurde sie von fünf Jugendlichen überfallen und geschlagen und ausgeraubt. „Ciganes“, sagte ihr Sohn Paulo, der älteste ihrer vier Söhne, es seien ciganes, die er kenne aus dem Nachbarort. Einer würgte sie am Hals, die andern nahmen ihr die Geldbörse mit dem Ausweis und ihre Ringe und Ketten weg und verschwanden mit einem blauen Ford.

    Die Polizei in Vagos lehnte jede Untersuchung des Vorfalles ab, als Arcelina mit ihrem Mann dort eine Anzeige machen wollte. Man habe kein Interesse, diesen Überfall zu verfolgen.

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