Dreißig Paar Topflappen und dreitausend Paar Beijinhos
Während meiner langen Krankheit und Erholungszeit hatte Astrid alle ihren guten Wünsche und freundlichen Gedanken mit bunter Wolle verstrickt und verhäkelt. Lauter farblich kühn kombinierte viereckige Deckchen waren entstanden, jedes Paar mit Mausezähnchen umrandet.
Die ersten Prachtstücke nahm ich mit zum Kirchenchor, der sich am Freitagabend in der Dorfkirche zum Üben traf. „Oh, Topflappen!“, sagten einige Frauen erfreut, weil sie in ihren Bauernküchen und für die Backöfen solche schönen großen Topflappen brauchen. „Viel zu schade“, sagten die anderen, „die nehme ich als Platzdeckchen, Untersetzer oder als Poliertuch, oder als Zierdecke oder als …“. Ja, richtig, als Vielzwecktuch!
Und sie bedankten sich überschwänglich mit Küsschen rechts und Küsschen links.
Aber dann fielen die Chorübstunden aus, der Maestro fiel aus, die Sänger fielen aus. Ich lag im Krankenhaus. Die Ära war beendet.
Astrid häkelte weiter. Der Berg mit den Topflappen wuchs und wuchs. Auch die Hoffnung wuchs, dass wir nun bald wieder zum Chor in der Stadt gehen könnten. Das Singen fehlte mir so sehr. Die Stimmübungen. Die Atemübungen. Die Freundlichkeit der Mitsänger in der Chorgemeinschaft.
Jetzt endlich – nach einem Jahr Abwesenheit stieß ich wieder dazu.
Und zum Wiedersehen gab es dreißig Paar Topflappen und dreitausend Paar beijinhos.