Wir trafen uns um 9.00 Uhr in unsrer kleinen Kirche, wo der Helfer Celestino, der dem alten Sakristan beisteht, die Glocken läutete: Es war ein Freudengeläut, wo alle Glöckchen durcheinander bimmelten, dann läutete er neun ruhige Schläge, danach wieder Freudengeläut „klimbalibim“. Draußen regnete es in Strömen und es kamen überhaupt keine Besucher.
Ich wartete lange in der Sakristei auf die drei Weisen aus dem Morgenland. Zuerst kam Manuel mit seiner Frau, die sehr liebevoll die Verwandlung ihres Mannes in einen König begleitete. Sie fotografierte ihn mehrmals. Er setzte sich ganz andächtig in die erste Bankreihe. Um ihn herum war plötzlich in all dem unruhigen Getriebe Ruhe, Andacht – Frieden.
Dann kamen auch Dorindo und sein Enkel Lukas, der Sternträger. Lukas wird immer größer und länger und sein Engelsgewand immer kürzer.
Dorindo spielt seine Rolle souverän schon seit wir die presépio ao vivo ins Leben gerufen haben. Das war 2000. Da spielten wir in der Kapelle und auf der Bühne im Gemeindehaus in Ouca, 2001 spielten wir im Freien auf dem Kirchplatz mit Ochs und Esel.
Aber wo blieb der schwarze König, den ich doch noch schminken musste???
Er kam in der letzten Minute angehetzt (er hatte seine Schafe einfangen müssen, die durch ein offenes Gatter weg gelaufen waren), schlupfte in sein Gewand und ließ sich von mir in einen Schwarzen aus dem Orient verwandeln (Álvaro hat eine ganz trockene Gesichtshaut, er ist braun gebrannt und die Haut ist gegerbt wie Leder. Wir konnten die Schminke später überhaupt nicht mehr abwaschen. ) Álvaro hatte auch seine ganze Familie mitgebracht, seine wunderhübsche Tochter Luisa, seinen Sohn Jakob und den jüngeren André, der Klarinette spielte. Der Organist kam rechtzeitig nach dem ersten Lied und übernahm dann die musikalische Begleitung.
Am Ende der Messe, nach der Eucharistiefeier, nahm Schwester Ampáro das Christkind aus der Krippe. (Es ist eine 50 cm große Figur aus Ton.) Denn jetzt kam die so wichtige Aktion nach altem Brauch: “Beijar o Menino“. Als Erster kam der Stern angewandert und stellte sich vorne neben die Schwester mit dem Kind. Dann kamen die Weisen angeschritten. Dorindo verbeugte sich huldvoll vor dem Kind, schenkte ihm einen Sack voll Gold und trat zur Seite. Der zweite König kniete andächtig nieder, zeigte seine Schätze und das Weihrauchgefäß. Auch er stellte sich neben der Schwester auf. Der dritte König legte seine Insignien ab, kniete nieder, verbeugte sich mehrmals, dann erhob er seine Hände und sprach einen Lobpreis aus Zuerst hörte man Worte wie Afrikaans, dann hörte man deutlicher: Er pries das neugeborene Kind, den Sohn Gottes. Am Ende seiner Rede sagte er laut: „Wir danken dir!“ Er stellte sich zur linken Seite und die Gemeinde begann ihre Prozession, um das Kind zu küssen. Der kleine Andre spielte auf der Klarinette „Stille Nacht, heilige Nacht“.
Da standen sie nun, Manuel, Dorindo, die Schwester und Álvaro und der Stern. Die Schwester weinte vor Rührung und übergab dann am Ende der Handlung das Kind dem großen König Dorindo, der es behutsam der Gemeinde entgegenhielt. Nach dem Schlusssegen schritten die Könige, die drei Weisen, zum Ausgang und verabschiedeten die Gemeinde. Sie hatten nicht gespielt, sie w a r e n die drei Könige, die Weisen aus dem Orient.
Es war eine anrührende und bewegende segensreiche Stunde gewesen und wir kehrten glücklich und dankbar nach Hause zurück.
Wunderschön! Danke! Ich war dabei! Vorbereitung und Spiel, das zur Wirklichkeit wurde: ich küsste das Christkind inmitten aller Beteiligten, und weiter fühle ich mich “beteiligt”, auch über diesen Tag hinaus. Wir sind alle in unserem Leben die Heiligen 3 Könige und genau wie diese hier, spielen wir nicht nur: wir verehren IHN, jeden Tag, und fühlen IHN, wie alle IHN beim diesem “Spiel” gefühlt haben und IHN mitgenommen haben in ihr Leben: JESUS CHRISTUS, der inmitten aller Beteiligten genau wie ich beteiligt war. DANKE! Helga