Teil 2
Drei Tage vor dem Chortreffen war die Generalprobe, in der die Lieder geübt und die Kleidungsprobleme gelöst werden sollten. Die elegante Namorada war tatsächlich mitgekommen und demonstrierte mit Lächeln, was sich der Maestro so vorgestellt hatte: Sie trug einen dunkelblauen Plisseerock Größe 34 und ein weißes Kutscherhemdchen und wirkte bezaubernd. Ihre schwarzen Lackschühchen hatten 11cm hohe nadelspitze Absätze und eine rote Sohle. “Ja, so was solltet ihr doch bitte auch anziehen”, sagte der junge feurige Modeexperte, und alle Frauen mit Gewichts-, Bein- und Venenproblemen erschraken zutiefst. Derart hohe Absätze und 4 Stunden darin auf der Bühne stehen??
Aber vielleicht würde sich ja noch ein Paar Schuhe aus der Jugendzeit im Schrank finden…
“Schauen wir uns einmal die Blusen an! Nein, das geht gar nicht, Maria, doch bitte keine Hosen, nein, auch keine hellen.”
“Aber du hast doch letztes Mal gesagt….”
“Nein, ich meinte aber Röcke, habt ihr denn keine Faltenröcke wie diesen hier? Zieht bitte Faltenröcke an und hübsche flatternde Blusen mit Volants an den Ärmeln und am Hals. Ja, auch Blumenmuster. Ja, das sieht sehr gut aus, Maria. Nein, kein Volant am Schoß, das geht nicht.”
“Aber du hast doch letztes Mal gesagt…”
“Nein, ich meine aber die Rüschen am Hals.”
Nach langem Palaver kamen die Männer an die Reihe, einer wurde sogar gelobt, denn er kam im Sonntagsjackett und schwitzte – zuerst wegen der Hitze und dann wegen des Lobs. “Also, die Männer ziehen sich alle so an wie du, combinado?”
Die niederschmetternde Bestandsaufnahme und das völlig unerreichbare Vorbild riefen eine depressive Stimmung und allseits plissierte Nerven hervor. Aber auch diese schreckliche Chorstunde ging einmal zu Ende.
Und es blieben nur noch 2 Tage, um nach der ultimativen Chorbluse mit Rüschen und Volants im französischen Sommerlook zu suchen.