Krippenspiel in Carregosa 2014

Verfasst am: 28. Dezember 2014 von Barbara 2 Kommentare

Krippenspiel 2014

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN 2014!
Am 25.12. um 16 Uhr fand das Krippenspiel in Carregosa statt, das Wiegenfest oder die Geburtstagsfeier.
Denn dass wir hier nicht die Geburt Jesu mit großer Andacht feiern, das sollte nie wieder passieren: Weihnachten 2013 ist nämlich tatsächlich ausgefallen. Es war niemand da, der sich stark genug fühlte, die frohe Botschaft von Jesu Geburt in unserem Dorf zu besingen, darzustellen oder laut auszurufen. Nur die kleine Missionsschwester war da und hielt den Gottesdienst. Sonst war niemand da, der die Hirten benachrichtigte, der Maria bat, bereit zu sein, der den Josef anregte, eine Herberge in Bethlehem zu suchen… . Die himmlischen Engelschöre hatten weder einen himmlischen Gesang, noch ein irdisches Weihnachtslied eingeübt. Man blieb in der Heiligen Nacht beim traditionellen Familienessen einfach zuhause. Das Feuer im Kamin flackerte wie jeden Tag und das Fernsehen flimmerte. Die Kapelle war zwar illuminiert, aber die heiligen drei Könige fanden trotzdem den Weg nicht hierher. Seit Natal 2012, wo Heinz und Harry als Emigranten aus Norddeutschland noch als Aushilfskräfte wundervoll fungiert hatten, war Weihnachten vom Spielplan abgesetzt. Außerdem kam ja auch niemand an die Truhe, in der die Kostüme und die Requisiten schlummerten.

Ich habe in dieser Weihnachtszeit 2013 immerzu daran denken müssen. Und die Ärztinnen in der Chemotherapie habe ich unter Tränen gefragt, ob ich denn wohl jemals wieder nach Portugal kommen werde. Sie haben mich zwar getröstet, aber ihre Zytostatika brachten keine Heilung. Die Situation war wirklich hoffnungslos.
Unser portugiesisches Dorf war so weit entfernt: „Micha 5,1 Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

Aber Weihnachten 2013 ging vorbei, dunkel und ohne Licht und ohne Rettung und ohne Hoffnung. Oh nein, das durfte nicht wieder passieren!
Und so verabredeten wir uns im Oktober 2014 nach geglückter Radiotherapie mit dem Kirchenältesten und der mexikanischen Schwester, die bei uns die Missa leitet, und ein paar treuen Kirchenchormitgliedern, dass wir gemeinsam alles daran setzen wollten, dass es im 15.Jahr, seit wir 1999 hier damit angefangen haben, wieder stattfinden konnte.
Mir diesem Ziel vor Augen begannen wir am 12. Dezember 2014 nach unserer Rückkehr aus Deutschland, die Werbetrommeln zu rühren (ihr Versprechen vom Oktober hatten die meisten allerdings schon wieder vergessen).

Der erste Schritt war, dass wir das Lied „Linda noite“ einstudierten.
Christoph hatte dieses Lied einmal in Wiesbaden Schierstein gehört mit portugiesischem Text und war ganz verzaubert. Er brachte das Liedblatt mit und wir übersetzten den Text: Frohe Weihnacht überall – Linda noite de Natal

In der schönen Heilgen Weihnacht
In der Nacht der großen Freud
Wandert Josef mit Maria
Übers Heilge Land so weit.
Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
Frohe Weihnacht überall,
Linda noite, linda noite, linda noite de Natal.

Josef holte Holz fürs Feuer
Und Maria betet fromm,
als der Josef wiederkehrte,
war geborn der Gottessohn.

Ach, sie klopften an die Türen,
aber niemand ließ sie ein,
und so blieben sie im Stalle
dort bei Ochs und Eselein.

Unser Chorleiter probierte es in unserer ersten Übstunde am 12. Dezember, und da es ihm ganz leicht gelang, fand er Gefallen daran und spielte es immer wieder auch in anderen Gemeinden.

Der zweite Schritt war, die Leute anzuwerben.
Es waren sehr viele Bittgänge notwendig. Vor allem mussten wir die Erlaubnis des Padre einholen, der bei unserer weihnachtlichen Feierstunde unbedingt dabei sein muss. Auch die mexikanischen Schwestern luden wir ein. Sie wollten mit Musikinstrumenten mexikanische Lieder an der Krippe spielen. Zwei der Könige ließen sich auch ohne weiteres gewinnen. Aber der dritte, Melchior der Schwarze … -. Diese Rolle spielt ein portugiesischer Mann nicht so gerne, weil ein portugiesischer Mann sich nicht gerne schminkt und weil ein portugiesischer Mann sich nicht gerne vor jemanden auf den Boden wirft. Das verbietet ihm sein Stolz. Und weil ein portugiesischer Mann tief in seinem portugiesischen Blut das Denken der portugiesischen Kolonialherren gegenüber der afrikanischen Bevölkerung spürt. Es bedurfte wirklich einer (gefühlten) Stunde Redens, bis Melchior zusagte.

Der dritte Schritt war die Suche nach Maria.

Die langjährige Maria hatte ganz fest zugesagt, aber dann erschrak sie am Sonntag bei den Abkündigungen doch sehr, als sie hörte, dass am 25. das Spiel stattfindet.
“Was, wann ist das Krippenspiel, am 25. ist das??? Jetzt schon??”, rief sie. “Da kann ich nicht.”
Und das geschah 4 Tage vor Weihnachten. Que fazer? Wo finden wir eine junge Frau, die so schön singen kann wie sie aussieht?
Hilfe!!, die Maria, die brauchen wir, denn das Baby ist doch schon da (das Ei war also doch eher da als die Henne). Nun haben wir also herumgefragt und eine Maria gefunden, die wunderschön singt, aber es hat lange gedauert, sie zu finden und alle Einwände und Bedenken zu zerstreuen.
Wir haben uns dabei zu Tode erkältet, weil wir bei unseren Seelsorgegesprächen in den verschiedenen unbeheizten Häusern 5 Stunden gestanden oder gesessen haben.
Aber die neue Maria, die Carla heißt, will die Geburt von Christus mitspielen. Hat sie gesagt und das Wiegenlied vorgesungen, dass unsere Tränen der Rührung und der Dankbarkeit flossen.

Der vierte Schritt war die einzige und Generalprobe.

Ach, unser Krippenspiel—
Aber es schien so, als würde es klappen, nachdem ich überall gesagt habe, dass sie mir alle dabei helfen sollen, es zu realisieren, es sei mein Wunsch, das Christfest zu feiern, es sei eine Promessa!!
Es ist aber keine Promessa, ich brauchte mit Gott nicht zu handeln, Er hat mir alles so geschenkt.
Also, wir hatten die Lizenz von Padre Antonio und wir hatten vor allem den Musikmacher Tonecas,
wir hatten eine mexikanische Schwester, die das Evangelium lesen würde,
den Josef von 2012 und ein Baby namens Joana,
3 heilige Könige, ja, sogar den Preto!!! (den Schwarzen)
einen Sternträger,
wir suchten noch die Requisiten: die Krippe und Josefs Stab und den Stern für den wegweisenden Engel. (Der Stern war untergegangen und musste neu gebastelt werden.)
Mehr war nicht nötig, denn Ochs und Esel gibt’s nicht mehr, obwohl es hier viele gibt, (es ginge ja auch nicht, denn wir haben das Weihnachtsspiel in die KIrche verlegt,
weil die alten Menschen so frieren und die Jungen eh nicht kommen. Wir träumen jetzt davon, wie es früher war. Letzte Woche hat Dorindo gesagt, wie schön es damals war in der Heiligen Nacht, antigamente, als das ganze Dorf auf den Beinen war, ja, früher war es schön, so haben wir doch etwas zum Erinnern…

Zur Probe erschienen die meisten Mitspielenden nicht, trotz vereinbarter Zusammenkunft. Aber wir hatten ja die Maria und den Josef, zwei Wirte für die Herbergssuche, den Verkündigungsengel, der auch zum Wirt und zum Hirten mutierte, und den Chorleiter.
Und wir hatten sehr viel Weihnachtsfreude. Der Gesang war schon so schön und die vier anwesenden Chormitglieder sangen so innig und fröhlich mit, dass das Krippenspiel schon ganz stimmig war. Ja, so könnte es zur Ehre Gottes gelingen, so könnte es was werden.
Maria und Josef waren freundlich zueinander und der Geist der Weihnacht war in der nächtlichen Kapelle spürbar. Die große Landschafts-Krippe in der Ecke war schon seit 14 Tagen aufgebaut worden – alles war bereit und wartete auf die Ankunft des Jesuskindes.

Der fünfte Schritt: Der Weihnachtstag (25.Dezember)


Nach dem großartigen Weihnachtsmahl bei den Nachbarn (mit Spanferkel und Orangen) brachen wir auf und eilten in die Kapelle. Die Sonne schien strahlend am blauen Himmel, die ersten Besucher strömten und in der engen Sakristei drängten sich die Mitspieler.
Kaspar und Balthasar warfen sich ihre Roben über und Melchior schminkte sich schwarz und zog die grünen Pluderhosen und das weiße Hemd an, stülpte sich den Turban auf und schmückte sich mit Ketten. In diesem Jahr trug er den afrikanischen Perlenstab und eine Perlenschale aus Afrika, die Volkmar von einer Missionsreise mitgebracht hatte.
Draußen wartete Sandra mit ihrem Töchterchen Joana , die Kleine ist7 Monate alt, auf ihren Einsatz. Der Padre sprach zur Begrüßung ein paar freundliche Worte und dann begann das Spiel mit der Herbergssuche und dem Gesang von Josef und Maria.
Die Geburt des Christkindes war mit 2 Strophen von “Stille Nacht, heilige Nacht” schnell getan, aber das kleine Christkind wollte absolut nicht in dieser Krippe liegen. Es setzte sich aufrecht hin und schaute neugierig und interessiert um sich herum. Da die Krippe für ein so aufgewecktes und interessiertes Kindchen nicht geschaffen war, drohte sie umzufallen. Deshalb nahm Maria das Kind schnell auf ihre Arme, wo ja die Aussicht viel besser war. Dieses Christkindchen hatte wirklich seinen großen Tag als Hauptperson. Es thronte an Marias Schulter und betrachtete aufmerksam deren Mundbewegungen beim Singen, sang auch mit, ließ sich küssen und bereitwillig von Josef tragen.
Alles was jetzt geschah, verfolgte dieses Kindlein mit so wachen Augen, dass es auch für die Zuschauer sehr unterhaltsam war:
Die Hirten knieten vor der Krippe. Die mexikanischen Schwestern sangen 3 fröhliche Weihnachtslieder ihrer Heimat und begleiteten sie auf Instrumenten. Der Stern führte die Weisen nach Bethlehem. Die Könige zogen ein, knieten vor der Krippe nieder und brachten ihre Geschenke.
Das Kindchen mit verrutschter Pudelmütze und mit dunklen Knopfaugen, in braunem Samtmäntelchen, war wirklich der Höhepunkt an seinem „eigenen“ Geburtstag.

Der sechste Schritt: Beijar o Menino


Nun ist es hier ja Brauch, zum Ende der Weihnachtsmesse und des Krippenspiels zusammen zu beten und dann das Kind zu küssen. Der Padre hielt die Krippenfigur (ein Porzellankind) und alle Besucher defilierten und küssten das Kind. Es kamen viel mehr Besucher als bei der morgendlichen Messe. Das war eine große Freude für uns und eine Bestätigung.
Alle unsere Sorgen und Ängste, dass alles abstirbt und die Traditionen verloren gehen, wurden heute von Gott weggenommen:
„Denn uns ist heute der Heiland geboren.“

2 Antworten

  1. Harry schreibt:

    Wie tröstlich, dass es dieses Jahr wieder ein Krippenspiel gab, wir haben aus der Ferne, sozusagen virtuell teilgenommen. Und passenderweise sendete arte am 18.12.14 eine Sendung “Den drei heiligen Königen auf der Spur”, die man sich immer noch unter:
    http://www.arte.tv/guide/de/039126-000/den-heiligen-drei-koenigen-auf-der-spur
    im Netz anschauen kann! Darin ist eine interessante Erkenntnis, dass der schwarze König wohl erst ab dem 17. Jahrhundert aufkam… aber schauet selbst. Vielleicht aber sollte man diese Erkenntnis einbauen?! Aber so wie es aussieht wird ein “katholisches” Krippenspiel immer den schwarzen König brauchen. Sentados! De pé! Ai que saudade, hier im hamburgischen Wintersturm gefangen sende ich sehnsuchtsvolle Grüße…
    Melchior

  2. Harry schreibt:

    bzw. Caspar?!

Eine Antwort verfassen