Der Kongress der Mediziner

Verfasst am: 25. März 2014 von Barbara Keine Kommentare

Der Kongress der Mediziner

Was passiert, wenn 20 ältere Portugiesen zusammensitzen?

1. Sie essen (nicht mehr viel)
2. Sie trinken (viel Wasser)
3. Sie reden (anfangs nicht)viel
und sind sehr angeregt und fröhlich.

Zunächst sitzt man schweigsam und zurückhaltend an der Tafel mit den leckeren Vorspeisen, nimmt höchstens verschämt mal einen der eingelegten Lupinenkerne (Tremoços) und wartet geduldig (gerne auch Stunden) auf das Erscheinen der weiteren Speisen aus der Küche der hübschen jungen Gastgeberin.
Lauter Onkel und Tanten, Schwägerinnen und Schwager, alle im Rentenalter.
Mit wachsender Kalorienzufuhr wächst dann auch das Bedürfnis, sich zu unterhalten.
Bei den Nachspeisen kreuzt man schon ein wenig die Klingen, vielmehr die Tortengabeln, und versucht, sich zu überbieten in Erfahrungen, Meinungen und Erkenntnissen.
Und plötzlich fällt – ich hatte es befürchtet und wollte es vermeiden – das Wort „Colesterol“.
Ah! Eröffnung des Medizinischen Kongresses März 2014

Colestrol – wer hat dazu nichts zu sagen? Schon flogen die Rezepte und Ratschläge über den Tisch:
„…roher Kürbissaft, nein, Zimt und Honig, dies und das… .Nein, noch besser ist Leinöl. Also, ich… Nein, Leinsamen, wie und wann zu essen… . Auch Lebertran und Omega3-Fettsäuren… .
Besonderer Tee aus besonderen Kräutern …, und besonders viel Gemüse, Gemüse, Gemüse, alle Kohlsorten, der Spitzenreiter Brokkoli, überhaupt -wichtig ist Ernährungsumstellung!
Und das Wasser, ein brasilianischer Wissenschaftler hat gesagt, Portugal habe das beste Wasser, erste Qualität, in Brasilien sei es – naja, mau, aber unser Wasser…, aber man kann es noch verbessern, die ph-Werte erhöhen und dem Körper angleichen, da gibt es diesen Magnetizador, …es kommt aber darauf an, wann man das Wasser trinkt…”
Und jeder wusste und kannte und hatte schon einmal und konnte nur bestätigen und wusste es überhaupt am besten….

Dann wurden Empfehlungen und Adressen von Ärzten ausgetauscht.

Ich kam mir vor wie auf einem Medizinerkongress und beobachtete den Onkel Nuno, der ganz still und lächelnd dabei saß und sich überhaupt nicht beteiligte. Er war gerade nach langer Therapie aus dem Hospital gekommen und sollte sich erst in einem Jahr wieder vorstellen. Er saß da und war zufrieden und war einfach nur da und konnte mit allen zusammen sein (natürlich dank der vielen verwandtschaftlichen Ratschläge, die seine herzensgute Frau sicherlich alle befolgt hatte).

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