Der Name der Blume

Verfasst am: 9. August 2013 von Barbara 1 Kommentar

“Heureka, ich habe sie gefunden…”

Glücklicher kann auch die Königin nicht gewesen sein, die endlich – endlich den Namen des Männleins gefunden hatte, der das versprochene Kind abholen wollte. Es stand ihm ja als Belohnung zu, es war so abgemacht, denn er hatte der armen Müllerstochter geholfen, das Stroh zu Gold zu spinnen und dadurch Königin zu werden. Das erstgeborene Kind sollte der Lohn für seine Arbeit sein. Doch der Zwerg ließ sich bei den Tränen der verzweifelten Mutter sogar erweichen, darauf zu verzichten, falls die Königin seinen Namen erraten würde.
Grimms Märchen erzählen weiter:

Nun schickte die Königin ihren Diener aus, der sollte ihr alle Namen sagen, die er hörte. Am ersten und zweiten Tag konnte sie den Namen des Männleins nicht erraten. Am Abend des dritten Tages kam
der Diener zurück und erzählte: »Tief im Wald, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, sah ich ein kleines Haus und davor ein Feuer; um das Feuer tanzte ein kleines Männchen und sang:
»Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol’ ich der Königin ihr Kind;
ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!«

Da war die Königin froh. Als das Männchen zum dritten Mal kam,
fragte sie: »Heißt du Hinz?«
»Nein.«
»Heißt du Kunz?«
»Nein.«
»Heißt du vielleicht Rumpelstilzchen?«

Auch in meiner Namen-Suchgeschichte geht es um Gold, um einen “Goldball”. Ich suchte seit vielen Jahren den Namen für eine goldgelbe Sommer-Gartenblume, die ich in den verlorenen Gärten meiner Kindheit gesehen hatte. Manchmal entdeckte ich sie in einem Bauerngarten, aber niemand wusste, wie sie heißt. “Sie heißt Gelbe Sommerblume”, sagten die Leute. Ich fand sie sogar vor langer Zeit in unserem portugiesischen Dorf wieder, damals, als die Frauen nicht nur Orchideen und Protëen in den Gärten hegten und pflegten. Heute mag diese Blume niemand mehr und ich suchte vergeblich nach ihrem Namen und nach Ablegern, filhos, um sie in meinem Garten zu halten. Die aus Mecklenburg-Vorpommern eingeführten Setzlinge, die die Frauen als “Stolzer Heinrich” oder “Heinrichsauge” bezeichneten, mochten aber die portugiesische Erde nicht. Sie gingen ein.
Namenlos.
Anonym.
“Ach, wie schad, dass keiner weiß,
wie die goldne Blume heißt.”

Ich habe trotzdem wie die Königin im Märchen weiter gesucht.
Mit Google.
Google sollte mir alle Namen von gelben Sommerblumen sagen, die er kennt.
Google arbeitete drei Tage lang und quälte sich durch den tiefen Wald der Gartenblumen-Unbekanntheiten.

Mittlerweile hatte sich allerdings eine dieser Pflanzen zwischen portugiesischen Strelitzien, Kamelien, Rosen und Orangenbäumen durchgekämpft und wuchs und wuchs – sie werden bis zu 2 m hoch – und blühte! Am 2. August blühte der erste Goldball! Mit einem Foto davon versuchte ich die Pflanze, die in keinem Gärtnerkatalog zu entdecken war, zu bestimmen.

Und dann blätterte Google eine schöne Seite auf, wo just meine fotografierte Blume wie ein Zwilling zu sehen war. Und nun weiß ich den Namen!!

Es ist die Rudbeckia, eine mehrjährige Staude .
Gefüllter Sonnenhut.
Name “Goldball”

Und ich las, was ich schon alles wusste oder zumindest ahnte:

Die botanische Bezeichnung für den Sonnenhut ist Rudbeckia, welche an den schwedischen Botaniker Olaf Rudbeck (1660-1740) erinnert.
Dieser Sonnenhut mit gelben Ranunkelblüten wurde 1894 als eine Mutation der Wildform gefunden. Rudbeckia (es gibt an die 40 Formen) stammt aus Nordamerika. Rudbeckia-Arten (Sonnenhüte) sind beliebte und bekannte Sommerblumen. Sie gehören auf jeden Fall in die Bauerngärten, wo sie durch jene beliebten, runden Blumengesichter auffallen. Alle erinnern irgendwie an die Blumen-Gärten unserer Kindertage. Es sind Blumen für den Garten, aber auch für den Balkon.
Die etwas wuchernden Büsche werden gut 2m hoch und müssen angebunden werden. Weil sich die Staude leicht durch Teilung vermehren lässt, sieht man sie sehr oft in unseren Gärten, wo sie meist einzeln am Gartenzaun stehen. (…gar nicht wahr, man sieht sie leider nicht mehr…)
Der Standort sollte nicht zu trocken sein.

Neben den Rudbeckien gibt es zahlreiche Sommerblumen, die dem Sonnenhut sehr ähneln: Helianthus decapetalus, Helianthus microcephalus, Heliopsis helianthoides oder Helenium-Hybriden.

Die Rudbeckia-Sorten heißen “Juligold” und “Herbstsonne” und “Goldschirm”, sie heißen “Goldquelle” und “Goldbrunnen”.
Seltener ist die wohl bessere Sorte:
Rudbeckia lanciniata ‘Goldquelle’ – sie wird nur 80cm hoch und kippt nicht so schnell um
und sie blüht einen Monat länger – also bis in den Oktober hinein.
Noch wenig in unseren Gärten zu finden ist die Sorte: Rudbeckia lanciniata ‘Goldbrunnen’ mit leicht hängenden Strahlenblättern und zylinderförmigen Knopf.

Eine Antwort

  1. Anne schreibt:

    Mir ging es ähnlich, nur, dass ich diese wunderschöne goldige Pflanze von meiner Mutter geerbt hatte – als “Stolzer Heinrich” aber endlich auch mal den richtigen Namen wissen wollte -leider bis heute vergeblich und nun, welch Wunder: Rudbeckia Goldball. Leider hat sie in diesem furchtbar trockenem Sommer nur mit täglicher Wassergabe überlebt.
    Ich nutze sie für langlebige Sträuße.
    Danke, dass es noch Menschen gibt, die sich an Pflanzen ihrer Kindheit erinnern, die oft jahrzehntelang in Bauerngärten kultuviert wurden.
    Liebe Grüße Anne.

Eine Antwort verfassen