So sind sie, die Portugiesen

Verfasst am: 18. Juli 2013 von Barbara Keine Kommentare

So sind sie, die Portugiesen,
sagt der norwegische Reiseführer

“Ja, genau das habe ich in meinem Buch gelesen”, sagt Elisabeth lachend und hält ihre norwegische Reiselektüre hoch, mit der sie sich auf den ersten Besuch in diesem Land vorbereitet hat. Also bom dia, boa tarde, obrigado oder da, por favor… “Das steht hier genauso drin: Die Portugiesen gehen gerne ins Café und trinken dort ein Tässchen Kaffee.”
Sie blättert in den Seiten und findet die Stelle: “In Kürze ein paar wichtige wesentliche Eigenheiten der Portugiesen: Sie lieben Fußball.”
“Nicht nur das, sie lieben die drei großen F – nein, nicht Frauen, sondern Fußball, Fado und Fatima.” Wir lachen, denn über uns flimmert m Fernsehen das Frauenfußballspiel Deutschland gegen Norwegen. Das interessiert hier aber keinen Menschen, schon gar nicht einen echten Portugiesen. (Die Norwegerinnen übrigens gewannen 1:0 und sind jetzt Gruppenbeste.)
“Was steht da noch, gibt es noch mehr Klischees, die wir bestätigen können?”
“Ja, hier steht: Die Portugiesen reden gerne und viel und lange über Krankheiten (stimmt, aber vornehmlich die Frauen), sie halten sich gerne in der Apotheke auf und betrachten die Arzneien und Medikamente wie Kinder, die in einem Bonbonladen stehen. (Ach, ich dachte, das ist nur in unserer Familie mit den spezifischen Apothekergenen so?), und sie reden in der Apotheke dort mit den hübschen jungen Pharmazeutinnen, steht hier.”
“Also, das stimmt aber wirklich, denn ich muss seit einiger Zeit zweimal wöchentlich in die nächste Apotheke zur Behandlung. Dort treffe ich mehr Leute und Nachbarinnen aus meinem Dorf als in der Sonntagsmesse. Wir plaudern, begrüßen und küssen uns, alle sind gut gelaunt. Ist wohl so Ersatz des Dorfbrunnens.”
“Ja, ganz im Gegensatz zu Norwegen, wo man lieber demonstriert, wie gesund und stark man ist und dass man keine Medizin braucht.”
“Und dann steht hier, dass Portugiesen gerne reden und gerne essen.”
“O ja”, seufze ich inbrünstig, “alles, was man mit dem Mund machen kann, das tun sie gerne: essen, reden und beijar. Dreh dich mal um und beobachte die beiden Männer dort, wie sie schon seit 20 Minuten aufeinander einreden.” Essen, reden und küssen – Und ich erzähle von den Umarmungsszenen beim Geburtstag des Padre, beim Besuch des Bischof, beim Besuch des Herrn in den Häusern , also beim Ostersegen oder beim Fest des Dorfpatrons. Und erst bei jedem Verwandten- und Freundesbesuch. Jaja, das stimmt. Sie reden und essen gerne.
“Und dass man sein Leben lang für die Hochzeit spart – ”
“Genau, das habe ich selbst höchst beeindruckt sogar in einem Buch beschrieben, diese jahrelange Vorbereitung für das Essen, das Kleid, die Fotografiererei… Musste mal lesen: “Eine portugiesische Hochzeit und viele Zutaten”, da wird dein Reiseführer sowas von bestätigt!”
“Na, und dann der Bacalhau und die 365 Rezepte…”

Ach, wir badeten uns in allen den bekannten und herrlichen Klischees, wohl wissend, dass natürlich nicht alle Portugiesen so sind, da gibt es große Unterschiede in den verschiedenen Schichten und den Landesregionen, und in Lissabon ist sowieso alles anders. Aber irgendwie stimmt es schon…

Sind sie nicht sehr liebenswert, diese Portugiesen?

Das Buch heißt

PA VEI TIL PORTUGAL

Portogisisk for du reiser

von Hege Jensen und Jose Aurelio Rodrigues

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